Hochzeit
Ich will noch kurz
von einem Ausflug berichten, den Miriam und ich kurzfristig mit einer
der Wardens, Chandrakala, vor 2 Wochen gemacht haben. Wir sind zu
einer indischen Hochzeit gefahren, allerdings einer christlichen. Die
Hochzeit war etwas abseits in einer kleinen Dorfkirche. Uns kannte
selbstverständlich niemand dort, aber das wir weiß waren machte
wohl alles wett.
Die Hochzeit ist
ganz anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt habe. Es müssen
natürlich alle Verwandten eingeladen werden. Diese passen aber
niemals alle in die Kirche. Das heißt, dass manche draußen sitzen,
manche in der Kirche und während der Trauung jeder herumläuft wie
es ihm gefällt. Es hat sich um eine arrangierte Ehe gehandelt und es
war schon ein eigenartiges Gefühl, das Brautpaar zu sehen. Doch auf
mich wirkten sie nicht sehr unglücklich, da sie auch mal gelächelt
haben (wobei ich nicht weiß, ob ich mir das nur einzureden
versuche). Miriam und ich wurden dann auch gleich entdeckt, von dem
Kameramann gefilmt und mussten auf ein Hochzeitsfoto, dass
wahrscheinlich noch den Enkeln voller Stolz gezeigt wird. Es können
ja nicht viele Ehepaare auf dem Dorf von ich behaupten, Weiße als
Hochzeitsgäste gehabt zu haben. Da macht es auch nichts, dass man
sie überhaupt nicht kennt. Bevor wir noch an dem Festmahl teilnehmen
mussten, ist Chandrakala mit uns geflohen, da wir sonst stundenlang
nicht weggekommen wären.
Sri Kanipakam Varasiddhi Vinayagar Swamy Temple
Danach fuhren wir
zu einem Tempel, der neben der Pilgerstätte der wichtigste in der
Gegend ist. Auf der Busfahrt haben wir einen Reporter getroffen, der
uns eine Führung durch den Tempel geben und dann einen
Zeitungsartikel darüber schreiben wollte. Seine Aufgabe hat er auch
sehr ernst genommen! Er hat uns in alle Tempel der Anlage im
Sekundentakt reingezwängt, an allen Absperrungen vorbei ohne etwas
zu bezahlen, da er anscheinend seine Verbindungen hatte.
Wir hatten
noch nicht mal Zeit, uns irgendetwas in Ruhe anzugucken. Also bin ich
das erste Mal auch ganz in das Innere eines Tempels gekommen. Leider
sind dort nie Kameras erlaubt. Ich würde so gerne Fotos davon
zeigen, weil es eine ganz beeindruckende Stimmung ist, wenn man diese
goldene Götterstatue sieht, die wirklich mit Massen an Blumenketten
behängt ist! In zwei der Tempel haben wir dann auch den Darshan
mitgemacht. Dieser lief so ab: In jedem Tempel ist ein Mann, ein
Brahmane (höchste Kaste im Hinduismus), der von der Regierung
angestellt ist. Er trägt besondere Kleidung und hat Sanskrit
studiert. Er spricht dann Worte auf Sanskrit und hält eine Schale
mit einer Flamme in den Händen. An dieser Schale muss man dann mit
den Händen langstreichen. Beim Rausgehen bekommt man dann noch
„Heilwasser“ in die Hände, das man trinkt und ich dann über den
Kopf schüttet. Das wir das aus hygienischen Gründen nicht machen
wollten (abgesehen davon, dass wir keine Hindus sind) konnte der
Reporter gar nicht verstehen. Aber keine Zeit zu verlieren! Unsere
Tour ging schon weiter. Wenn man möchte bekommt man dann einen roten
Punkt auf die Stirn gemalt und kann sich Ladoo (Süßigkeit)
mitnehmen. Die Tempel dort sind immer unterschiedlichen Göttern
geweiht. Diese waren für Ganesh, einen Avatar von Vishnu und eine
Schlange und vermutlich ziemlich alt. Nur streichen Inder gerne alles
mit neuer Farbe über, wodurch man das Alter kaum erahnen kann. Neben
diesen normalen Tempeln gibt es auch viele Schreine, vor denen man
bestimmte Rituale abhält. Ich habe mich anfangs gewundert, warum ein
Inder vor einer Statue steht, die Hände überkreuzt, sich an den
Ohrläppchen festhält und in „Sit-ups“ macht, bis ich gemerkt
habe, dass alle anderen es genauso machen und es ein festes Ritual
ist!
Eingang eines Tempels |
Bettlerin vor einem halb neu bemaltem Tempel |
Der Reporter hat
uns dann noch mit in die Küche genommen. In vielen Tempeln wird
kostenloses Essen angeboten. Der Tempel in Kanipakam ist dafür
berühmt, viele Tausende Arme zu speisen. Nachdem wir dem Chef
vorgestellt wurden und ein obligatorisches Foto mit ihm gemacht
haben, durften wir Massen an Reis mit scharfer Soße (Sambar) auf
Bananenblättern verspeisen. So langsam fange ich an, dass Essen gut
zu vertragen!
Nach einem kurzen
Foto vor dem Tempel war der Reporter dann auch so schnell und in der
gleichen Hektik verschwunden, wie er gekommen ist. Am nächsten Tag
wollte er dann kommen und die Bilder einsammeln (die wir extra für
ihn auf CD brennen mussten!) Er ist nur leider nie erschienen... Ob
er wirklich ein Reporter war?