Donnerstag, 8. November 2012

Hochzeit

 

Ich will noch kurz von einem Ausflug berichten, den Miriam und ich kurzfristig mit einer der Wardens, Chandrakala, vor 2 Wochen gemacht haben. Wir sind zu einer indischen Hochzeit gefahren, allerdings einer christlichen. Die Hochzeit war etwas abseits in einer kleinen Dorfkirche. Uns kannte selbstverständlich niemand dort, aber das wir weiß waren machte wohl alles wett.
Die Hochzeit ist ganz anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt habe. Es müssen natürlich alle Verwandten eingeladen werden. Diese passen aber niemals alle in die Kirche. Das heißt, dass manche draußen sitzen, manche in der Kirche und während der Trauung jeder herumläuft wie es ihm gefällt. Es hat sich um eine arrangierte Ehe gehandelt und es war schon ein eigenartiges Gefühl, das Brautpaar zu sehen. Doch auf mich wirkten sie nicht sehr unglücklich, da sie auch mal gelächelt haben (wobei ich nicht weiß, ob ich mir das nur einzureden versuche). Miriam und ich wurden dann auch gleich entdeckt, von dem Kameramann gefilmt und mussten auf ein Hochzeitsfoto, dass wahrscheinlich noch den Enkeln voller Stolz gezeigt wird. Es können ja nicht viele Ehepaare auf dem Dorf von ich behaupten, Weiße als Hochzeitsgäste gehabt zu haben. Da macht es auch nichts, dass man sie überhaupt nicht kennt. Bevor wir noch an dem Festmahl teilnehmen mussten, ist Chandrakala mit uns geflohen, da wir sonst stundenlang nicht weggekommen wären. 

Sri Kanipakam Varasiddhi Vinayagar Swamy Temple

Danach fuhren wir zu einem Tempel, der neben der Pilgerstätte der wichtigste in der Gegend ist. Auf der Busfahrt haben wir einen Reporter getroffen, der uns eine Führung durch den Tempel geben und dann einen Zeitungsartikel darüber schreiben wollte. Seine Aufgabe hat er auch sehr ernst genommen! Er hat uns in alle Tempel der Anlage im Sekundentakt reingezwängt, an allen Absperrungen vorbei ohne etwas zu bezahlen, da er anscheinend seine Verbindungen hatte.

Eingang eines Tempels
Wir hatten noch nicht mal Zeit, uns irgendetwas in Ruhe anzugucken. Also bin ich das erste Mal auch ganz in das Innere eines Tempels gekommen. Leider sind dort nie Kameras erlaubt. Ich würde so gerne Fotos davon zeigen, weil es eine ganz beeindruckende Stimmung ist, wenn man diese goldene Götterstatue sieht, die wirklich mit Massen an Blumenketten behängt ist! In zwei der Tempel haben wir dann auch den Darshan mitgemacht. Dieser lief so ab: In jedem Tempel ist ein Mann, ein Brahmane (höchste Kaste im Hinduismus), der von der Regierung angestellt ist. Er trägt besondere Kleidung und hat Sanskrit studiert. Er spricht dann Worte auf Sanskrit und hält eine Schale mit einer Flamme in den Händen. An dieser Schale muss man dann mit den Händen langstreichen. Beim Rausgehen bekommt man dann noch „Heilwasser“ in die Hände, das man trinkt und ich dann über den Kopf schüttet. Das wir das aus hygienischen Gründen nicht machen wollten (abgesehen davon, dass wir keine Hindus sind) konnte der Reporter gar nicht verstehen. Aber keine Zeit zu verlieren! Unsere Tour ging schon weiter. Wenn man möchte bekommt man dann einen roten Punkt auf die Stirn gemalt und kann sich Ladoo (Süßigkeit) mitnehmen. Die Tempel dort sind immer unterschiedlichen Göttern geweiht. Diese waren für Ganesh, einen Avatar von Vishnu und eine Schlange und vermutlich ziemlich alt. Nur streichen Inder gerne alles mit neuer Farbe über, wodurch man das Alter kaum erahnen kann. Neben diesen normalen Tempeln gibt es auch viele Schreine, vor denen man bestimmte Rituale abhält. Ich habe mich anfangs gewundert, warum ein Inder vor einer Statue steht, die Hände überkreuzt, sich an den Ohrläppchen festhält und in „Sit-ups“ macht, bis ich gemerkt habe, dass alle anderen es genauso machen und es ein festes Ritual ist!
Bettlerin vor einem halb neu bemaltem Tempel
In den Tempelanlagen muss man barfuss gehen und seine Schuhe am Eingang abgeben. Nur war es leider an diesem Tag soo heiß, das ich nur über das Gelände rennen konnte. Das war wirklich nicht auszuhalten und hat auf die Inder sehr lustig gewirkt! Selbst in der Wetteranzeige stand „34°C, aber gefühlte 37°C“. Wenn so etwas schon die Inder sagen!
Der Reporter hat uns dann noch mit in die Küche genommen. In vielen Tempeln wird kostenloses Essen angeboten. Der Tempel in Kanipakam ist dafür berühmt, viele Tausende Arme zu speisen. Nachdem wir dem Chef vorgestellt wurden und ein obligatorisches Foto mit ihm gemacht haben, durften wir Massen an Reis mit scharfer Soße (Sambar) auf Bananenblättern verspeisen. So langsam fange ich an, dass Essen gut zu vertragen!
Nach einem kurzen Foto vor dem Tempel war der Reporter dann auch so schnell und in der gleichen Hektik verschwunden, wie er gekommen ist. Am nächsten Tag wollte er dann kommen und die Bilder einsammeln (die wir extra für ihn auf CD brennen mussten!) Er ist nur leider nie erschienen... Ob er wirklich ein Reporter war? 


Gruppenfoto mit dem Reporter (zweiter von links)

Hinterteil einer heiligen Kuh



vertrauenserweckender Mast