Mittwoch, 13. Februar 2013

Erkundung von Chittoors Umgebung

In dieser Woche kam für mich erstmal eine große Umstellung. Miriam war nicht mehr in Chittoor und somit fiel ein wesentlicher Teil meiner Tagesbeschäftigung weg. Dennoch bin ich die meisten Nachmittage noch in die Sherman School gegangen, um dort die Wardens und die Kinder zu besuchen.
Außerdem wollte mein Chef Suresh mir einige schöne Orte in der Umgebung zeigen. Wir haben extra einige Tage dafür ausgemacht. Aber wir sind in Indien! Das bedeutet, dass mir jeden Tag gesagt wurde, dass es irgendwelche Probleme gibt und die Tour verschoben wird... Sie hat bis heute nicht stattgefunden.
Dafür habe ich einige sehr spontane kurze Ausflüge gemacht. 

Vellore 


Nachdem ich meinen Unterricht beendet hatte, wurde mir kurzerhand erklärt, dass ich jetzt mit der Angestellten Elizabeth nach Vellore fahre. Warum nicht! Mit einem holprigen Bus ging es nach Vellore zum goldenen Tempel. So eine Busreise mit Indern kann sich wirklich in die Länge ziehen, denn Elizabeth hatte komplett keine Ahnung wohin wir sollten.
Vor dem Tempel erklärte mir dann Elizabeth, ich müsse allein hinein gehen, für sie sei es Götzenverehrung und sie würde niemals Tempel betreten. Na gut, dann eben allein! Der Tempel wurde von einem Guru erbaut und ist wirklich aus purem Gold! Viele Menschen finden es jedoch sehr fragwürdig, wie die Spenden eingesetzt wurden. Ich machte dann meinen Weg durch die Tempelanlage (wobei die Besucher durch Schilder permanent zu Spenden aufgefordert wurden, auch mit Kreditkarte möglich). Sie war bunt bemalt und die Gartenanlage war auch wunderschön. Beim Tempel angekommen erfuhr ich, dass Elizabeth mir aus Versehen ein „Special Darshan“ Ticket gekauft hat. Okay, dann mache ich einfach den Hindus vor mir alles nach.. Ich durfte in einer Gruppe Menschen für eine Viertelstunde in dem Tempel hocken und mir die innere, heilige Figur des Gottes angucken und verschiedene Gebete mitmachen. Der Anblick des goldenen Tempels war einfach umwerfend. In der Zeit dort wurde ein Gebet auf Sanskrit gesungen und man wurde von dem Brahmanen im Tempel gesegnet. Auf dem Weg heraus habe ich dann noch eine Tasche mit Guru-Aufdruck, ein Armband und die Tempel-Süßigkeit Ladoo bekommen. Natürlich mit Spendenadresse. Trotzdem war die Stille und Schönheit des Tempels genau das, was ich in dieser Zeit brauchte. So schön, mal aus dem Lärm und Staub von Chittoor herauszukommen!
Elizabeth wartete vor dem Tempel und ich erfuhr, dass ihre Eltern auch Hindus waren und sie konvertiert ist. Leider konnte ich nicht verstehen warum, denn ihr Englisch reicht dazu nicht aus.
Was war als nächstes dran? Der ganze Stolz der Inder, das CMC-Krankenhaus, von dem uns immer erzählt wurde, dass es das zweit Beste der ganzen Welt ist. Wahrheit: es ist ein bekanntes Krankenhaus in Indien und von Menschenmassen belagert. Voller Stolz wurde mir das Krankenhaus gezeigt und in der Kapelle des christlichen Krankenhauses wurde noch ein kleiner Ausgleich für Elizabeth geschaffen.
Auf dem Weg zum Bus kam dann ein Vorbote des Monsuns, der jetzt erst richtig bei uns anfängt. So viel Regen auf einmal! Und wir in unserer indischen Kleidung komplett durchnässt mitten in Vellore. Natürlich muss da der Stadtbus genommen werden. Der überfüllteste Bus, den ich bis jetzt in Indien erlebt habe. Wir haben uns irgendwie in die offene Tür gequetscht. Man konnte gar nicht mehr umfallen. Aber natürlich musste der Chaffeur seine ganze Runde durch den Bus machen. Ich weiß nicht, wie er das überlebt hat. Daheim in Chittoor hab ich mich über diesen abwechslungsreichen Tag wirklich gefreut. Nur mit der simpeltsten Kommunikation zwischen Elizabeth und mir hat es irgendwie funktioniert und ich hatte wieder einen interessanten Einblick in den Hinduismus, von dem ich Chittoor sonst eher wenig mitbekomme.

Zion-Hill


Die Kirche auf dem Zion-Hill
Mir sollte außerdem ein Berg in der Umgebung mit einer Kirche darauf gezeigt werden, zu dem mich mein Chef eigentlich mitnehmen wollte. Dann doch nicht der Chef, sondern seine Mutter und ein Verwandter mit dem privaten Fahrer. Alle 3 Gefährten konnten kaum ein Wort Englisch. Es ging mit dem Auto los und alle sangen fröhlich zu christlicher indischer Musik. Der Berg und die Natur war wunderschön und wieder die perfekte Abwechslung zu dem lärmenden Chittoor, das mir in letzter Zeit einfach zu viel wird. Während die anderen betend in der Kapelle waren, bin ich etwas auf den Berg geklettert. Wirklich einmal allein mitten in Indien, das ist selten! Und der Moment war wirklich besonders. Der Ausblick war frei auf eine Landschaft mit Palmen, Reisfeldern und Bergen, die man sich stundenlang angucken kann.
Der Monsun überraschte uns rasch und ich rannte die Treppen zum Auto herunter, da es sonst keinen Unterstand gab. Ich genoss den Regen, der so schön kühl im Vergleich zu den Temperaturen war. Und meine Begleiter schauten mich nur fassungslos an, da sich Weiße im Regen ihrer Meinung nach alle Krankheiten holen, die es gibt. Durchnässt ging es dann im Auto zurück nach Chittoor. Natürlich nicht ohne einen Teestopp in einem kleinen Dorf zu machen und Verpflegung für die Autofahrt zu holen.
Mein letzter Ausflug war der merkwürdigste von allem. Wieder mit dem Verwandten, der kaum ein Wort Englisch spricht. Was wollte er mir zeigen? Eine Süßigkeitenfabrik in Chittoor! Angekommen war ich wirklich überrascht, alles wurde mit Handarbeit gemacht, viele sehr alte und sehr junge Menschen haben dort gearbeitet. Probieren sollte ich auch ständig, was mein Magen gar nicht gut vertragen hat. Denn indische Süßigkeiten sind so voller Ghee (aufgeschäumte Butter) und so extrem süß, dass man nach einem Stück schon nicht mehr kann. Auch die Inderinnen & Inder, die dort arbeiteten, hatten eine Menge an mir zu gucken. Also beruhte das wohl auf Gegenseitigkeit. Dann war der Besuch auch schon wieder vorbei und ich weiß bis jetzt noch nicht wirklich, was ich von alledem halten soll.













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