Während
meines Freiwilligendienstes bin ich natürlich von meinen ganzen
Lieben zu Hause getrennt. Doch bis jetzt ist noch nie wirklich großes
Heimweh aufgetreten, denn ich habe das Gefühl, dass Freude und
Familie ganz nah bei mir sind. Auch wenn sie im Moment überall auf
der Welt zerstreut sind: Deutschland, Malawi, Namibia, Italien,
Israel, Mexico,... Vor meiner Abreise habe ich einen Stapel Briefe
von meiner besten Freundin in die Hand bekommen. Sie hat alle Freunde
und Verwandte gebeten, einen Brief für mich zu schreiben. Diese
Briefe darf ich an bestimmten Daten öffnen. So habe ich wirklich nie
das Gefühl allein zu sein und dafür möchte ich ihr noch mal von
ganzem Herzen danken! Außerdem habe ich schon Briefe und Pakete aus
der Heimat bekommen. Danke dafür an meine Großmutter, meine Mutter,
meine Tante und Onkel und Mia Maria! Natürlich verschwindet so
manches, aber ich freue mich über jede Post, die bei mir ankommt.
Außerdem freue ich mich über jede Nachricht und jede Mail von euch.
Die gelegentlichen Skype-Verabredungen sind natürlich der Höhepunkt.
Ich freue mich schon alle wiederzusehen!
Charlotte - a passage to India
Donnerstag, 28. Februar 2013
Ich werde 20!
Und
schon ist mein Geburtstag gekommen! Auch in meiner Schule hatten sie
mitbekommen, dass ich am Wochenende Geburtstag habe und wurden selbst
ganz nervös und wollten mir immer schon Geburtstagslieder im Voraus
singen.
Für das Wochenende machten wir uns mit einer Gruppe von 6
Freiwilligen von Bangalore aus auf den Weg nach Gokarna. Gokarna ist
ein Strandort im oberen Karnataka, an der Grenze zu Goa. Das erste
Mal hatte es mir so gut dort gefallen, dass ich immer wieder zurück
wollte.
Mia
und Biggi waren natürlich dabei. Außerdem Jakob, Alex und Malte.
Wir hatten den Bus fast nur für uns und machten es mal typisch
indisch. Wir drehten die Musikboxen ganz laut auf mit indischer Musik
und tanzten dazu. So wurden wir von den anderen Gästen und vor allem
dem Kontrolleur gleich ins Herz geschlossen. Auf einer Raststätte
ereignete sich dann noch etwas komisches. Ich sah auf einmal ein
vertrautes indisches Gesicht, das mich auch wiederzuerkennen schien.
Das war der Junge, der bis vor kurzem bei uns im PG gearbeitet hatte,
kein Wort Englisch konnte und dann verschwunden war. Er arbeitete
jetzt an dieser Raststätte im Nirgendwo. Wir verständigten uns nur
mit den Wörtern Asha und Bangalore, aber ich habe nicht
herausgefunden, wie er dort hingekommen ist.
Angekommen
in Gokarna machten wir noch ein paar Besorgungen in der Stadt, aßen
bei einer indischen Frau, die Essen in ihrem offenen Wohnzimmer
verkaufte und dann kamen die Jungs noch auf die Idee sich die Haare
schwarz zu färben. Ganz indisch. Als wir sie dann beim Strand
wiedersahen, erkannten wir sie zuerst überhaupt nicht und wunderten
welche Typen uns jetzt so blöd von der Seite anmachen.Und jetzt
waren sie viel schwerer unter den ganzen schwarzhaarigen Indern zu
erkennen. In Gokarna trafen wir noch Arla und Hoa, die wieder ganz
aus dem Norden gekommen war. Zu acht verbrachten wir einen
entspannten Tag am Strand. Wir konnten baden und hatten leckeres
Essen. Nach einem netten Abendessen saßen wir alle zusammen und
spielten Karten. Um Mitternacht wurden dann Lieder für mich gesungen
und ich wurde auf einem Stuhl herumgetragen. Spontan machten wir dann
noch ein Lagerfeuer am Strand und genossen die schöne Nacht. Doch
wir wurden immer mehr von Kühen am Strand belagert, die immer näher
ans Feuer herankamen. Und so gingen wir bald danach ins Bett.
Unterkunft fanden wir wieder in Bambushütten direkt am Strand,
zauberhaft! Am nächsten Morgen konnten wir früh schwimmen gehen und
machten ein kleines Geburtstagsfrühstück, bei dem ich den
Fertigkuchen, den ich aus Deutschland geschickt bekommen hatte,
feierlich teilte. Während des Frühstücks hatten wir einen Ausblick
über den kompletten Strand und als Höhepunkt sahen wir Delphine!
Wir
verbrachten noch einen entspannten Tag am Strand und der Großteil
von uns machte sich dann am Abend wieder auf den Rückweg nach
Bangalore. Und jedes Mal wieder fällt der Abschied von Gokarna
schwer, da ein Wochenende definitiv nicht genug ist!
Geburtstagsdeko |
Die ganze Gruppe am Strand |
Ausblick auf den Strand & das Meer |
gefeierter Geburtstagskuchen |
Mysore & Somnatphura
Dieses
Wochenende war wie so viele ein langes, denn an diesem Freitag war
Republic Day. Am Donnerstagabend fuhr ich nach Mysore, um Biggi und
Mia zu besuchen. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend und
übernachteten alle bei Biggi in der Gastfamilie
Wir
standen früh morgens auf, um eine Function von Biggis Schule zum
Republic Day zu besuchen. Leider haben es die Inder nicht mit der
Eile und so kamen wir viel zu spät los. Biggi und ich gingen zur
Feier des Tages in Saree, wir legten unsere Armbänder und
Fußkettchen an und Biggi flocht mir noch schnell im Bus die Haare.
Die Function fand in einem riesigen Stadion statt, bei der Biggis
Schulkinder nur einer der anwesenden Gruppen waren. Es waren noch
einige andere militärische Gruppen vertreten. Es wurden Luftballons
und Tauben fliegen gelassen, Reden gehalten, Preise verliehen,
salutiert und Choreographien aufgeführt. Am Ende fielen dann die
Kameramänner über uns her und obwohl wir uns mit Tüchern
verhingen, verschwanden sie nicht.
Luftballons zum Republic Day |
Militärparaden |
Am
Nachmittag wollten wir uns auf den Weg in einen nächstgelegenen Ort
machen, um von dort aus am nächsten Morgen früh nach Somnathpur zu
fahren. Jeder Busfahrer riet uns davon ab, dorthin zu fahren. Wir
dachten uns, dass sie nur dachten, dass die Lodges nicht unseren
Ansprüchen genügen. Dort angekommen, stand auf einmal nichts mehr
auf Englisch. Es sollte eine mysteriöse Lodge geben, doch selbst die
Menschen dort meinten zu uns, fahrt wieder weg, bleibt nachts nicht
hier, das ist nicht sicher! Wir schauten uns noch den schönen Tempel
dort an und verschwanden wieder schnell. Trotzdem ein interessanter
Ausflug aufs indische Land. Ständig fuhren Trecker vorbei, die ihre
Ernte einfuhren. Auf der Straße lag Getreide, über da die Autos
fahren sollten und das danach durchgesiebt wurde.
gut beladener Traktor (mit Mitfahrern obendrauf) |
In
Mysore nahmen wir uns dann ein Hotel und gingen noch einmal ins Kino.
Wir wollten unbedingt einen kitschigen Bollywood-Liebesfilm sehen,
den wir so noch nicht kannten.
Am
nächsten Tag besichtigten wir den sehr alten Vishnu-Tempel in
Somnathpur. Die Architektur war beeindruckend und sehr filigran. Wir
wanderten lange durch das alte Gebäude und musste uns dann schon
wieder auf den Rückweg machen, da ich zurück nach Bangalore musste.
Vishnu-Tempel |
Deckenansicht |
Ich
kam leider sehr spät in Bangalore an und musste im Dunkeln auf dem
nicht wirklich sicheren Hautbusbahnhof Majestic herumlaufen. Doch es
ist nichts passiert. In meinem PG wird jetzt auch wegen dem
Vergewaltigungsfall in Delhi eine Liste geführt, in die man sich ein
und austragen muss, wenn und warum man das Haus verlässt. Das ist
aber auch eine der wenigen Dinge, die ich hier in Indien von dem
Vergewaltigungsfall mitbekommen habe.
Warum denn nicht mal muslimisch?
Wie
so oft in Indien habe ich auch diese Woche kaum gearbeitet. Mittwoch
machte ich mich mit Jakob auf den Weg nach Mysore, da dort in der
Nähe am nächsten Tag unser monatliches Get Together stattfinden
sollte. Die Zugfahrt war schön und man sieht zur Zeit immer mehr
abgeerntete Reisfelder, die der Landschaft in ein sattes Goldbraun
verleihen.
Ich übernachtete bei Mia, die in einem sehr kleinen Dorf
außerhalb von Mysore lebt. Das war schon ein Erlebnis an sich. Wir
nahmen einen der wenigen Busse zu ihrem Dorf und waren natürlich die
einzigen Weißen. Das Dorf hat um die 1000 Einwohner und ist sehr
sehr ländlich geprägt. Mias Gastfamilie ist eine der
wohlhabenderen. Ich kam in das Haus und musste erstmal verkraften,
dass in dem Wohnzimmer Kühe, Ziegen und Hühner standen! Normalität
dort. Die Familie war sehr freundlich und Mia machte mich mit allen
bekannt. Am nächsten Morgen brachen wir zu dem Get Together auf, das
genauso abgelegen wie dieses Dorf war. Nur bis 10 Uhr fuhren Busse
dorthin, sonst musste man sich Jeeps teilen. Mias Gastvater nahm uns
mit dem Scooter noch zu der nächsten Busstation mit und dort begann
unsere Reise ins wirklich abgelegene Indien. Wir nannten ihm die
Station und er ließ uns dann mitten im Nichts heraus. Dort war noch
nicht einmal ein Ort. Gar nichts außer ein Krankenhaus. Wir fragten
uns schon, wo wir gelandet waren und riefen die unsere Koordinatoren
an, die so typisch indisch selbst um einiges zu spät waren. Wir
wollten dann nur kurz in dem Krankenhaus auf Toilette gehen und
erfuhren dann, dass unser Get Together dort stattfinden sollte und
man uns erwartet hatte. Es war eine Aryuvedische Klinik mit einer
schönen Anlage.
Nach und nach trafen auch die anderen Freiwilligen
ein. Wir genossen die Tage, entspannten uns, bekamen Yoga-Unterricht
und verbrachten einen netten Abend miteinander.
Entspannen in der Aryuvedischen Klinik |
Am
nächsten Tag fuhren wir dann mit viel zu vielen Menschen in einen
Jeep gequetscht zurück nach Mysore. Von dort aus fuhren Mia, Jakob,
Biggi und ich nach Bangalore, da von dort aus unser Nachtzug ging.
Unser Ziel war Hyderabad, die muslimisch geprägte Hauptstadt
des Bundesstaates Andhra Pradesh. Aber schon bei dem Zugticket gab es
einiges Hin- und Her. Es war ein RAC (Reservation again
Cancellation)- Ticket und ich sollte kurz vorher eine SMS bekommen,
ob wir Schlafplätze hatten oder stehen mussten. Leider erhielt ich
überhaupt nichts. Wir machten uns schon etwas verzweifelt auf die
Suche nach einem halbwegs gemütlichen Platz auf dem Boden oder nach
freien Plätzen. Dann kam jedoch der Schaffner und teilte uns mit,
dass wir 4 Betten in der AC 3 Tier Klasse hätten, eine Klasse besser
als Sleeper Class. Unsere Freude war groß und wir machten uns gut
gelaunt auf die Reise.
Angekommen suchten wir und ein Hotel in der
Großstadt und begannen dann unsere Tour durch Hyderabad. Es war sehr
auffällig, das nicht nur alles in Telugu (der Sprache des
Bundesstaates) geschrieben war, sondern das meiste in Urdu (der
Sprache der indischen Muslime). Die meisten Frauen dort waren
verschleiert und die Männer trugen die weiße Kappe auf dem Kopf.
Straßen in Hyderabad |
Auch wir machten uns lieber mit einem schwarzen Tuch und langen
Klamotten auf den Weg, da wir uns damit wohler fühlten. Zunächst
besuchten wir das riesige Golconda Fort nach langer Suche und einer
mehrstündigen Irrfahrt in die falsche Ecke Hyderabads. Die Stadt ist
um einiges schmutziger und hat auffällig viele Bettler. Dennoch hat
sie ihren ganz eigenen Charme und wir waren alle angetan. Während
wir im Bus fuhren, ritt auf einmal ein Mann auf einem Kamel an uns
vorbei. Mitten im Großstadtverkehr! Und nicht genug. Das Kamel fing
auch noch an zu galoppieren und war schneller als unser Bus. So etwas
sieht man auch nur in Indien...
Ein Kamel im Stadtverkehr? |
überfüllter Bus & mittendrin Jakob |
Die
meiste Zeit des Tages wanderten wir dann durch das Golconda Fort und
genossen den Ausblick über die Stadt .
Teile des Forts |
Ich, Jakob & Mia - Klettern auf dem Fort |
Dort trafen wir dann auch ein
Filmteam, das einen Telugu-Film drehen wollte und ein echtes Gewehr
dabei hatte! Sie durften dann wegen den Sicherheitsbeamten auch nicht
drehen. Wir fragten nur, ob es echt wäre: „Real, No fun.“
Okay...
Denn
Andhra Pradesh ist die Haupstadt der Tollywood-Filmindustrie
(Tollywood – Telugu) – nicht Bollywood. Danach
vertrieb es uns noch ganz spontan zu den Qutb Shahi Tombs (Mausoleen
verschiedener muslimischer Herrscher), die wir von dem Fort aus
gesehen hatten. In der Abenddämmerung schlenderten wir durch die
riesigen beeindruckenden Bauwerke, die einen sehr an den Orient
erinnerten. Muslimische Jungen in weißer Kleidung und weißer Kappe
und schwarz verschleierte Frauen gingen durch die Anlage. Wir selbst
hatten auch gelernt wie man sich verschleiert und die Erfahrung
gemacht, das alle Menschen sich sehr darüber freuen. Vor allem
bringt es den Vorteil, dass man nicht ständig angestarrt wird.Wir
schauten uns von dort den Sonnenuntergang an. Auf einmal fingen aus
allen Ecken der Stadt die Gesänge der Muezzine an und der Moment war
sehr mystisch.
endlose Gänge |
Mausoleum - Sarg & Eingang zu der Gruft |
Sicherheitshinweis auf indische Art |
muslimische Jungen luafen durch das Mausoleum |
Sonnenuntergang |
Zum
Abendessen gab es dann natürlich Biryani! Biryani ist das Gericht,
für das Andhra Pradesh und vor allem Hyderabad berühmt ist. In
vorigen Beiträgen habe ich schon davon geschrieben und es war
wirklich lecker und günstig. Abends war dann schon wieder unser
Hotel geschlossen. Wir baten den Riksha-Fahrer, bei uns zu bleiben
und mit dem Besitzer am Telefon auf Telugu zu reden. Denn es trieben
sich so einige komische Gestalten auf der Straße herum. Als wir im
Hotel waren, fielen wir alle nur noch ins Bett, erschöpft von dem
Tag und seinen vielen Eindrücken.
Am
Sonntag wollten wir die Charminar und ihre Bazaare besuchen. Die
Charminar ist eine Art Stadttor, das riesig und sehr beeindruckend
ist. Außerdem besuchten wir noch eine Moschee und machten uns dann
auf die berühmten Bazaare. Die Straßen waren voll mit tausenden von
Armbändern, Second-Hand Sarees, Burka-Läden und allem was das Herz
begehrt. Die Stunden auf dem Bazaar vergingen wie im Flug und wir
machten viele tolle Geschäfte.
Blick durch unsere Linse - ständig Inder die uns fotografieren (natürlich meist ohne zu fragen) |
Bazaar |
Abends machten wir uns auf den Weg
zum Bahnhof und besuchten dort in der Nähe noch einen hinduistischen
Tempel. Das war wieder ein Kontrastprogramm und wir waren von den
Farben und Gesängen ganz überfordert. Im Tempel machten wir noch
einmal den Darshan mit, bei dem wir mit Wasser bespritzt wurden, uns
mit Pfauenfedern auf den Kopf geschlagen wurde, wir heilige Blätter
kauten und parfümierte Wattebällchen bekamen.
Auf
der langen Zugrückfahrt hatten wir diesmal leider keinen AC 3 Tier
sondern einen normalen Sleeper und die Zugfahrt dauerte über 14
Stunden! Doch das Wochenende insgesamt war eine tolle Erfahrung mit
dem Islam in Indien, den ich jetzt besser verstehen gelernt habe.
Happy Sankranti!
Es wurde Sankranti
gefeiert und deshalb hatten wir ein verlängertes Wochenende.
Sankranti ist ein Hindu-Festival, bei dem in verschiedenen Formen der
Ernte gedankt wird. In Tamil Nadu zum Beispiel heißt es Pongal und
dort finden Bullenkämfe statt und es gibt das traditionelle
Reisgericht Pongal. Es werden Geldscheine an Bullen gebunden und die
Bevölkerung versucht diese abzureißen, wobei jedes Jahr Menschen
sterben. In Karnataka wird es anders begangen. Bei uns wurden die
Kühe mit gelbem Pulver angemalt, ein wirklicher Schock auf einmal
überall gelbe Kühe zu sehen! Außerdem gibt es traditionelle
Süßigkeiten.
gelbe Kühe! |
Biggi, Mia und ich
wollten Sankranti dazu nutzen, nach Wayanad zu fahren - ein
Nationalpark im Bundesstaat Kerala. Zunächst trafen wir uns jedoch
alle in Mysore und gingen zusammen ins Kino. Mein erster
Bollywood-Film in Indien! Obwohl er auf Hindi war und wir die Sprache
nicht verstehen konnten, haben wir den Inhalt verstanden. Matru Ke
Bijle Mandola war ein kritischer Film über die Macht der
Großgrundbesitzer, kommunistische Grundgedanken, Korruption,
Alkoholmissbrauch, arrangierte Ehe und natürlich letztendlich Liebe.
Der Film ging über mehrere Stunden, es wurde getanzt und gesungen
und wir hatten unseren Spaß.
Früh
am nächsten Morgen begann unsere Reise nach Wayanad. Es
wartete eine Menschenmasse genau auf diesen einen Bus, der nur selten
am Tag fährt. Als er einfuhr rannten alle Menschen los und warfen
ihre Taschen auf die Sitze. Zum Glück besetzte der Kontrolleur uns
Plätze und sorgte auch dafür, dass jede andere Frau einen Sitzplatz
hat.
Als wir im Bus saßen, viel uns auf,
das wir gar nicht gefragt hatten, ob der Bus wirklich nach Wayanad
fährt. Zum Glück tat er das! Unsere erste Station war dann die
Stadt Kalpetta, die in dem Gebiet gelegen ist. Dort ist das
offizielle Forstbüro, dass Safaris und Wanderungen organisiert. Doch
das sollte bis Dienstag wegen Sankranti geschlossen bleiben. Was für
ein Glück! Also fuhren wir zu einem der Eingänge des Parks und
erfuhren: Wanderungen gibt es nicht, Safaris starten alle um 3. Also
warteten wir und freundeten uns mit dem einzigen Kioskverkäufer an,
den es dort weit und breit gab. Um 3 Uhr versammelten sich immer mehr
Menschen und zusammen mit zwei Australiern, die wir dort
kennenlernten, und einem angeblichen indischen Arzt teilten wir uns
einen Jeep. Die Safari war relativ kurz und nicht wirklich
spektakulär. Wir hatten natürlich gehofft, Tiger zu sehen. Doch wir
sahen Wild und frei lebende Elefanten.
Elefanten |
Danach fuhren wir mit den
Australiern nach Kalpetta zurück. Doch mal auf eine andere Art uns
Weise. Per Anhalter! Unser Ziel war es, hinten auf einem der riesigen
Laster mitzufahren. Das klappte nicht. Aber wir durften zu 5 uns noch
in das Führerhäuschen eines LKWs hineinquetschen. Das muss ich
öfter machen!
Abends kamen dann die nächsten
Komplikationen. In dem Hotel der Australier war kein Platz mehr und
deshalb machten wir uns im Dunkeln auf die Suche nach einer anderen
Bleibe. Wir hatten auch eine gefunden, doch dieser wollte alle 3
Pass- und Visakopien haben. Und eine von uns hatte ihre Visakopie
nicht dabei. Nach sehr langer Diskussion sind wir dann gegangen. Wir
fragten in einer Apotheke, ob der Mann uns eine gute Unterkunft
empfehlen könnte. Dann erfuhren wir, dass in dem Distrikt die Regel
herrscht, alle Touristen innerhalb von 24 Stunden bei der Polizei zu
registrieren. Und dazu braucht man das Visum. Anscheinend geht die
Polizei sehr strikt dagegen vor und niemand wollte uns aufnehmen. Auf
einmal kamen dann immer mehr Menschen zur Apotheke und jedes Hotel
und viele Menschen in der Stadt kannten uns. Sie rieten uns, sofort
nach Mysore zurückzufahren. Sonst würde die Polizei uns finden!
Wir wollten uns nur noch schnell von
den Australiern verabschieden, die auch schon von einigen Menschen
von unserer Geschichte gehört hatten. Doch auf einmal hatte der
Hotelbesitzer noch ein Zimmer frei und wollte uns auch ohne da letzte
Visum aufnehmen. In ständiger Angst, das die Polizei anklopfen
könnte, wurde uns das Visum per Mail zugeschickt. So waren wir doch
noch auf der sicheren Seite.
Am nächsten Morgen machten wir mit den
Australiern eine Bergwanderung und bestiegen den Chemba Peak (2700
Meter). Zunächst fuhren wir zu dem Eingang des abgesperrten Gebiets,
bezahlten Eintrittsgeld und fuhren dann mit einer Riksha zum Anfang
des Berges. Auf dem Weg kamen wir durch neblige Teeplantagen und
durch den Nebel ragten überall Berge heraus. Der Ausblick war
atemberaubend.
Teeplantagen auf dem Weg zum Berg |
Voller Energie starteten wir die Tour und merkten
schnell, dass wir nach 5 Monaten ohne Sport schnell an unsere Grenzen
kamen. Denn es war kein Wandern, sondern richtiges Bergsteigen. Und
das im indischen Dress und Sandalen... Die Strecke nach oben betrug 3
Kilometer.
steiniger Weg |
Biggi und Ich auf dem Weg nach oben |
Während die Australier sind flink nach oben arbeiteten,
waren wir öfter kurz davor aufzugeben. Doch auf dem letzten Ende der
Strecke packte uns neue Energie und eine Euphorie, dass die letzten
Meter wie im Flug vergingen.
Euphorie auf den letzten Metern |
Wir bestiegen alle drei gemeinsam den
Gipfel. Und der Ausblick der sich uns jetzt bot und schon auf der
ganzen Strecke geboten hatte, war einfach nicht zu beschreiben. Auch
das Gefühl, was man dort oben hatte, lässt sich nicht in Worte
fassen.
Gipfelbild |
Ausblick |
Mia, Ich und Biggi auf dem Abstieg |
nach dem (herzförmigen) See kommt der Abgrund |
Auch die Australier erwarteten uns an der
Spitze. Aber sonst hatte es fast gar keiner der Inder geschafft, die
mit uns den Aufstieg begonnen hatten.
Der Abstieg war beschwerlicher,
da man sich um einiges mehr konzentrieren musste. Ich stürzte einmal
und unten angekommen waren wir alle fix und fertig aber glücklich.
Wir fuhren nach Kalpetta zurück und packten unsere Sachen, da uns
kein Hotel noch eine Nacht aufnehmen wollte. Also suchten wir eine
Unterkunft im Nachbarort Sultan-Batheri. Über einem Hotel
(Restaurant) fanden wir eine Lodge, die wirklich ekelhaft war. Ich
weiß nicht, welche Farbe die Wände einmal gehabt haben und alles
war voll von der fetttriefenden Luft des Hotels. Nach einem
Fruchtsaft, bei dem wir den Tag Revue passieren ließen, gingen wir
in unser kleines Loch und verriegelten die Tür mehrmals, denn die
Besitzer waren uns sehr suspekt. Morgens flohen wir dann auch schnell
wieder, schauten uns ein wenig die Stadt an und setzten uns noch
voller Erlebnisse im Kopf in den Bus zurück nach Mysore. Obwohl wir
Sankranti nicht „gefeiert“ haben, war das eines meiner schönsten
Wochenenden bis jetzt und die Besteigung des Chemba Peaks einer
meiner Höhepunkte!
Wieder nach Tirumala?
In meiner Zeit in
Chittoor hatten Miriam und ich einen Tagesausflug zu dieser
Pilgerstätte gemacht und waren nicht in den Tempel hereingekommen,
da die Zeit nicht reichte. Seitdem ließ mich der Gedanke nicht los,
dass ich diesen Tempel einmal von innen sehen musste und verstehen
wollte, warum er die ganzen Menschenmassen anzieht. Denn überall in
Karntaka und Andhra Pradesh findet man Zeichen und Bilder des Gottes
Lord Venkateshwara, einen Avatar Vishnus.
Das Mantra für Venkateshwara, das dort überall ertönte.
Biggi, Jakob und
ich machten und also für dieses erste Januarwochenende wieder auf
eine kleine Pilgerreise von Bangalore aus. Zunächst machten wir
einen Halt in Chittoor, wo wir in dem Projekt von Anna, in dem ich
vorher immer geholfen hatte, eine Unterkunft fanden. Bei Morgengrauen
nahmen wir den Bus nach Tirumala und genossen die Landschaft. Leider
waren wir alle etwas angeschlagen und ich hatte mit Magenproblemen zu
kämpfen, da ich etwas falsches gegessen haben muss. Das wurde
nachher wirklich noch zur Tortur. Angekommen in Tirumala stellten wir
uns so schnell wie möglich in eine der Schlangen. Denn das letzte
Mal war diese einige Kilometer lang gewesen. Heute war sie um einiges
kürzer. Wir warteten bis zum Ticketschalter nur 2 Stunden und
unterhielten uns mit einigen der anderen Pilger. Unsere Schuhe hatten
wir auf dem Gelände abgeben müssen (ich will nicht wissen, durch
was ich alles an diesem Tag gelaufen bin) und das Handy hatten wir
komplett in Chittoor gelassen, da es im Tempel verboten ist und wir
nicht wollten, dass e bei einem der Stände, an dem man es abgeben
kann, geklaut wird.
Nach dem
Ticketschalter kamen noch viel längere Wartekäfige und es dauerte
um die 5 Stunden. Einmal wurden wir dann aus der Schlange
herausgewunken und mussten ein Formular ausfüllen. Ich hätte gerne
eine Kopie davon mitgenommen, aber das war nicht möglich. Wir musste
unterschreiben, dass wir an den Lord Venkateshwara glauben und unter
dem Formular stand Signature of the pilgrim – Unterschrift des
Pilgers. Jetzt waren wir ganz offiziell Pilger, die an einen
Hindu-Gott glauben! Je näher wir dem Tempel kamen, um so nervöser
wurden die Menschenmassen. Sie brüllten Govinda. Als dann einmal
jemand versuchte, sich außen vorzudrängeln, kam es zu Zwischenrufen
und die Menge wurde sehr nervös. Die Sicherheitsbeamten versuchten
die Ordnung wiederherzustellen. Und wir 3 Deutschen einfach
dazwischen. Die Menschen wurden immer in Gruppen in den Tempel
hereingelassen. Sobald das Tor geöffnet wurde rannten alle los und
man musste aufpassen, dass man nicht überrannt wird. Im Tempel ging
dann alles ganz schnell. Die Menschenmassen drückten einen in das
Innere. Dort stand überall Tempelpersonal, das dafür sorgte, dass
die Menschen wieder aus dem Tempel herausgingen. Im Tempel packte
mich eine Angestellte am Arm, zerrte mich kurz vor die heilige Figur
aus purem Gold und brüllte: „Madame, look at the God!“ und
schubste mich dann wieder aus dem Tempel heraus. Wir drei waren alle
vollkommen perplex. Nach anderen Ritualen machten wir uns schon
wieder auf den Weg aus dem Tempel. In der Tempelanlage besorgten wir
uns noch die berühmte Tempelsüßigkeit Ladoo und machten uns dann
erschöpft und voller Eindrücke auf den Weg zurück nach Chittoor.
Am nächsten Tag
verbrachten wir Zeit mit den Kindern aus dem Projekt. Diese gingen
dann jedoch in die Kirche, währenddessen wir uns auf den Weg in die
Innenstadt machten. Dort zeigte ich Biggi und Jakob den Ort, in dem
ich 2 Monate gelebt hatte und wir machten einige Besorgungen. Danach
ging es auch schon zurück nach Bangalore.
Das war auf jeden
Fall ein Wochenende mit vielen Eindrücken und Auf und Abs. War es
das wert? Ich finde schon. Ich war noch nie ein offizieller Pilger
und kann die Inder jetzt ein bisschen besser verstehen. Der Gedanke
an Tirumala hätte mich sonst nicht mehr losgelassen.
Das Mantra für Venkateshwara, das dort überall ertönte.
Sonntag, 24. Februar 2013
Weihnachten und Silvester - anders als gedacht
Weihnachten
Weihnachten und
auch Silvester wird in Indien kaum gefeiert, denn die meisten
Menschen sind Hindus oder Moslems. Die wenigen Christen hier
verbringen das Fest mit ihrer Familie, einem kleinen behangenen
Plastikweihnachtsbaum und Faltsternen.
Ich wollte das
Fest mit anderen Freiwilligen zusammen feiern und wir haben uns auf
eine kleine Reise begeben. Zunächst starteten wir zu viert von
Bangalore aus. Zwei Freiwillige, die von der gleichen Organisation
waren, bei der ich in Chittoor immer geholfen habe und eine
Freiwillige aus dem hohen Norden Indiens. Hoa kannte ich schon aus
Deutschland von den Vorbereitungsseminaren und sie hat sich auf die
40-stündige Zugfahrt in den Süden gemacht, um mit uns Weihnachten
und Silvester zu feiern.
Unsere Pläne für
Weihnachten: Kerala!
Das erste Ziel war Kochi. Dort trafen wir uns mit vier anderen Freiwilligen von FSL: Jakob, Arla, Mia und Alex. Zusammen nahmen wir ein Hotel und verbrachten einen schönen Urlaub zusammen. In Kochi ist der Großteil der Bevölkerung Christen und so war alles voller Weihnachtssterne, Bäume, Girlanden und auch die Inder waren in festlicher Stimmung. An unserem ersten Tag entdeckten wir die Stadt mit ihren Bazaaren, dem portugiesischen Viertel und den typischen Fischernetzen. Außerdem machten wir uns auf die Suche nach Weihnachtsgeschenken! Wir machten Jul Club, also zog jede Person den Namen einer anderen und sollte für diese ein Geschenk besorgen. Ich hatte mir für Jakob einen weißen Lungi mit farbiger Borte in den Kopf gesetzt, den man erstmal in einem tourischen Ort zu einem humanen Preis finden muss! Letzten Endes wusste dann jeder Verkäufer Bescheid, was ich suchte und man winkte mich am anderen Ende der Stadt in die Läden: „Madame, I know, you search Lungi? I have chep ones, good qualitiy.“. Abends gingen wir noch aus, lernten interessante Menschen kennen und entspannten uns auf unserer Dachterasse. Leider haben wir an diesem Abend nur sehr wenig Schlaf bekommen und dann war auch schon der große Tag gekommen: Heiligabend! Tagsüber machten wir eine organisierte Backwaters-Tour, mal ganz touristisch. Unsere verschlafene Truppe wurde morgens mit einem Bus vor unserem Hotel abgeholt um dann die längere Strecke zum Ableger gefahren zu werden. Dort fuhren wir dann in einem Holzkanu die kleinen Kanäle hindurch, mitten durch Dörfer und Dschungel. Zum Mittagessen auf einer Insel gab es typisches Essen aus Kerala, wo der Reis viel größer ist und aufgedunsen aussieht (natürlich auf Bananenblättern). Danach machten wir eine Tour auf einer Art Hausboot durch die großen Kanäle, bei der die meisten von uns einschliefen. Ich genoss die Tour zu aus Deutschland mitgebrachter Weihnachtsmusik, es ist doch schließlich Heiligabend! Abends angekommen wurden noch die letzten Vorbereitungen für den großen Abend getroffen. Wir hatten einen Tisch in einem sehr noblen Hotel & Restaurant direkt am Wasser reserviert. Zur Feier des Tages zogen Anna, Arla und ich einen Saree an. Doch alleine können wir uns immer noch nicht in den 5 Meter langen Stoff einwickeln. Also fragten wir unsere Hotelbesitzer. Dann wurden wir gleich in das Haus der Großmutter bugsiert und dort von 3 Frauen eingekleidet. Danach gab es noch echten! Schokoladenkuchen und selbstgemachten Wein (typisches Weihnachtssüßigkeit der christlichen Inder). Auf dem Weg zum Restaurant waren wir natürlich der Blickpunkt, alle wünschten sich gegenseitig „Happy Christmas“ - indische Version im Gegensatz zu „Merry Christmas“. Auch liefen Menschen mit Weihnachtsmannmasken auf der Straße herum – doch die Fratze erinnerte eher an Halloween. Das Essen war wirklich ein Festmahl und bis jetzt auch das teuerste, das ich in Indien hatte (400 Rupees – 7 Euro!). Aber die selbstgemachten Nudeln waren es wert. Nach dem Abendessen fand dann die Bescherung auf unserer Dachterasse statt. Wir sangen kurz Weihnachtslieder und packten die Geschenke zu Kerzenlicht aus. Ich bekam 3 fabelhafte CDs mit kitschiger indischer Weihnachtsmusik! Genau das richtige für meine Sammlung an Weihnachtsliedern. Auch alle anderen waren glücklich mit ihren Geschenken. Um 12 gingen wir dann zu der Mitternachtsmesse in der alten katholischen Basilica. Dort tummelten sich hunderte Menschen, die gar nicht alle in die Kirche passten. Inder, Weiße, kleine Kinder, alte Menschen. Die Stimmung war schön. Man stand vor der Kirche in den Menschenmassen und von innen ertönten Weihnachtslieder wie „Adeste Fideles“, alles war mit Lichtern behangen und Sternen geschmückt. Danach folgten noch Telefonate mit Freunden Daheim und in der Welt verteilt. Ein ganz anderes Weihnachten – aber trotzdem schön es mit so vielen netten Menschen zu verbringen. Und wirklich das erste Weihnachten, an dem es über 30°C waren und alle ständig geschwitzt haben. Und das obwohl im Moment Winter ist!
Das erste Ziel war Kochi. Dort trafen wir uns mit vier anderen Freiwilligen von FSL: Jakob, Arla, Mia und Alex. Zusammen nahmen wir ein Hotel und verbrachten einen schönen Urlaub zusammen. In Kochi ist der Großteil der Bevölkerung Christen und so war alles voller Weihnachtssterne, Bäume, Girlanden und auch die Inder waren in festlicher Stimmung. An unserem ersten Tag entdeckten wir die Stadt mit ihren Bazaaren, dem portugiesischen Viertel und den typischen Fischernetzen. Außerdem machten wir uns auf die Suche nach Weihnachtsgeschenken! Wir machten Jul Club, also zog jede Person den Namen einer anderen und sollte für diese ein Geschenk besorgen. Ich hatte mir für Jakob einen weißen Lungi mit farbiger Borte in den Kopf gesetzt, den man erstmal in einem tourischen Ort zu einem humanen Preis finden muss! Letzten Endes wusste dann jeder Verkäufer Bescheid, was ich suchte und man winkte mich am anderen Ende der Stadt in die Läden: „Madame, I know, you search Lungi? I have chep ones, good qualitiy.“. Abends gingen wir noch aus, lernten interessante Menschen kennen und entspannten uns auf unserer Dachterasse. Leider haben wir an diesem Abend nur sehr wenig Schlaf bekommen und dann war auch schon der große Tag gekommen: Heiligabend! Tagsüber machten wir eine organisierte Backwaters-Tour, mal ganz touristisch. Unsere verschlafene Truppe wurde morgens mit einem Bus vor unserem Hotel abgeholt um dann die längere Strecke zum Ableger gefahren zu werden. Dort fuhren wir dann in einem Holzkanu die kleinen Kanäle hindurch, mitten durch Dörfer und Dschungel. Zum Mittagessen auf einer Insel gab es typisches Essen aus Kerala, wo der Reis viel größer ist und aufgedunsen aussieht (natürlich auf Bananenblättern). Danach machten wir eine Tour auf einer Art Hausboot durch die großen Kanäle, bei der die meisten von uns einschliefen. Ich genoss die Tour zu aus Deutschland mitgebrachter Weihnachtsmusik, es ist doch schließlich Heiligabend! Abends angekommen wurden noch die letzten Vorbereitungen für den großen Abend getroffen. Wir hatten einen Tisch in einem sehr noblen Hotel & Restaurant direkt am Wasser reserviert. Zur Feier des Tages zogen Anna, Arla und ich einen Saree an. Doch alleine können wir uns immer noch nicht in den 5 Meter langen Stoff einwickeln. Also fragten wir unsere Hotelbesitzer. Dann wurden wir gleich in das Haus der Großmutter bugsiert und dort von 3 Frauen eingekleidet. Danach gab es noch echten! Schokoladenkuchen und selbstgemachten Wein (typisches Weihnachtssüßigkeit der christlichen Inder). Auf dem Weg zum Restaurant waren wir natürlich der Blickpunkt, alle wünschten sich gegenseitig „Happy Christmas“ - indische Version im Gegensatz zu „Merry Christmas“. Auch liefen Menschen mit Weihnachtsmannmasken auf der Straße herum – doch die Fratze erinnerte eher an Halloween. Das Essen war wirklich ein Festmahl und bis jetzt auch das teuerste, das ich in Indien hatte (400 Rupees – 7 Euro!). Aber die selbstgemachten Nudeln waren es wert. Nach dem Abendessen fand dann die Bescherung auf unserer Dachterasse statt. Wir sangen kurz Weihnachtslieder und packten die Geschenke zu Kerzenlicht aus. Ich bekam 3 fabelhafte CDs mit kitschiger indischer Weihnachtsmusik! Genau das richtige für meine Sammlung an Weihnachtsliedern. Auch alle anderen waren glücklich mit ihren Geschenken. Um 12 gingen wir dann zu der Mitternachtsmesse in der alten katholischen Basilica. Dort tummelten sich hunderte Menschen, die gar nicht alle in die Kirche passten. Inder, Weiße, kleine Kinder, alte Menschen. Die Stimmung war schön. Man stand vor der Kirche in den Menschenmassen und von innen ertönten Weihnachtslieder wie „Adeste Fideles“, alles war mit Lichtern behangen und Sternen geschmückt. Danach folgten noch Telefonate mit Freunden Daheim und in der Welt verteilt. Ein ganz anderes Weihnachten – aber trotzdem schön es mit so vielen netten Menschen zu verbringen. Und wirklich das erste Weihnachten, an dem es über 30°C waren und alle ständig geschwitzt haben. Und das obwohl im Moment Winter ist!
Am nächsten Tag
verstreuten sich alle, guckten sich die Stadt an, machten Besorgungen
und fuhren mit der Fähre zu den unterschiedlichen Inseln. Außerdem
hatten viele von uns „Skype-Verabredungen“ mit den Lieben Daheim.
So konnte ich wenigstens ein wenig an unserem alljährlichen
Familientreffen bei meiner Großmutter teilnehmen. Ich war ganz
aufgeregt alle nach so langer Zeit wieder zu sehen und habe mich
wirklich gefreut.
Abends verbrachten
wir noch ein schönes letztes Abendessen bei einem Italiener (was man
nicht alles in Touristenstädten findet), der extra für uns
aufgemacht hat. Also saßen wir allein in dem Restaurant zu
Kerzenschein, da der Strom ausgefallen war.
Am nächsten Tag ging es für uns alle spontan zu unserem nächsten Ziel in Kerala – Varkala.
Entspannen auf dem Hausboot |
typisches Mittagessen |
Heiligabend |
Kirche zu Weihnachten |
mit dem Kanu durch enge Kanäle |
frischer Fisch! |
Arla, Ich und Mia auf dem Kanu |
Fischernetze |
Am nächsten Tag ging es für uns alle spontan zu unserem nächsten Ziel in Kerala – Varkala.
Die Zugfahrt
dorthin war definitiv ein Erlebnis. Nach einiger Verspätung drängten
wir uns mit unseren unreservierten Tickets in den überfüllten Zug.
Für uns blieb die schlechteste Klasse, Second Class. Dort saßen wir
oben gequetscht auf der Gepäckablage und versuchten uns so wenig wie
möglich zu bewegen. Für diese 4 Stunden ließ es sich definitiv
aushalten wir sind wirklich mal wie die Inder gereist. Uns blieb nur
eine kurze Zeit in Varkala und wir schauten uns den Strand und die
Läden an und verbrachten einen netten Abend, auch wenn wir eine
unangenheme Begegnung mit einem Kellner machten. Dieser war sehr
unfreundlich zu uns, begann uns dann jedoch von seinen
Familienproblemen zu erzählen. Am nächsten Tag sahen wir wie eine
Gestalt wortwörtlich aus einem Hintereingang auf die Straße
geworfen wurde, sich dort den Kopf anstieß und dort zusammengekauert
liegen blieb. Dies war unser Kellner, der komplett betrunken zu sein
schien, und das war am nächsten Tag um die Mittagszeit. In Varkala
war es zwar heiß, aber bewölkt. Einige von uns gingen baden und wir
gaben ein Interview für einen indischen Fernehsender, in dem wir am
Ende „Merry Christmas and a Happy New Year“ hereinbrüllten. Das
Video habe ich leider nicht gefunden..
Fischer |
Klippen von Varkala |
Die ganze Gruppe am Strand |
Blick aus dem Zug |
Abends nahmen wir dann den Bus nach Mysore.
Silvester
In Mysore schauten
wir uns tagsüber den Palast und den riesigen Market an, um uns am
Nachmittag schon wieder auf die Weiterreise zu begeben. Anna und
Seppel fuhren zurück in ihre Projekte.
Hoa und ich trafen zwei andere Freiwillige: Biggi und Judith. Unser Ziel für Silvester – Goa!
Anna, Ich und Hoa vor dem Palast |
Mahendi, das Hoa und Ich uns für Silvester machten |
Hoa und ich trafen zwei andere Freiwillige: Biggi und Judith. Unser Ziel für Silvester – Goa!
Wie
immer eine holprige Busfahrt mit dem Governmental Bus durch die
Berge. Angekommen in Panaji hatten wir das gleich Ziel wie letztes
Mal – Anjuna! Diese Stadt. Ich weiß nicht, warum es uns immer
wieder dorthin treibt. In Anjuna angekommen merkten wir schnell, das
wir uns in der Haupttouristensaison befanden. Die Preise für Hotels
waren 5 bis 10 mal so hoch, verglichen zu unserem letzten Mal und das
meiste war ausgebucht. Zum Glück zeigte uns ein Ladenbesitzer ein
erschwingliches Hotel ein wenig abseits vom Strand. Wir verbrachten
die Tage am Strand und gingen abends aus. Am nächsten Tag erkundeten
wir mit denm Bus in wenig die Gegend und landeten in Candolim –
schrecklicher, touristischer Strand, an dem am Tag vorher ein
Festival zu Ende gegangen war. Hätten wir das gewusst. Doch dort
lernten wir eine Gruppe von älteren Indern und deren Familie aus
Mumbai kennen, die anscheinend Filmroduzenten waren. Diese luden uns
für den Abend ein und nahmen uns mit in den nächstgelegenen Ort. Am
nächsten Tag war auch schon Silvester und es kamen auch noch unsere
Gefährten aus Kochi nach, die Probleme mit ihrer Busfahrt gehabt
hatten, aber es zum Glück ünktlich zu Silvester geschafft haben.
Plötzlich tummelten sich immer mehr Freiwillige, die man kannte, in
Anjuna herum. Wir lernten noch mehr neue Menschen kennen und
verbrachten den Abend alle zusammen. Immerhin waren wir 4 ½ Stunden
früher im neuen Jahr! Auch wenn der Jahreswechsel nicht groß
zelebriert wurde und eher in den Menschenmassen unterging. Ich
tätigte einen Anruf nach Hause. Meine Mutter befand sich im Jahr
2012 und ich schon im Jahr 2013. Das ist verrückt!
Auch die nächsten
Tage verbrachten wir am Strand und auf dem riesigen Markt in Anjuna.
An einem Abend bemalten wir uns mit den bunten Farben, die man in
Mysore auf dem Markt kaufen kann. Am Ende dieser etspannten und
aufregenden Tage trennte sich unsere Gruppe und ich machte mich mit
Biggi auf den Weg zurück nach Mysore. Im Bus versuchte sich ein
junger Mann hartnäckig auf meinen Platz zu setzten und die Frau
darauf zu verscheuen. Doch Biggi, ich und die Frau (die kaum ein Wort
Englisch sprach) gingen zusammen gegen den Mann an, der dann aufgab.
So hatten wir uns eine neue Freundin gemacht und nachts merkte ich,
wie jemand meinen Kopf an seinen Schulter anlehnte. In Mysore folgte
auch der Abschied von Biggi und ich machte mich schweren Herzens auf
den Weg zurück ins überfüllte Bangalore. Denn dieser Urlaub mit
allen seinen Abenteuern, Problemen und Erlebnissen war einfach toll!
Abends am Strand |
Sonnenuntergang in Candolim |
Strand in Anjuna |
Silvester |
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