Ich hätte nicht
zu glauben gewagt, dass es noch einen Monat nach meiner Ankunft in
Bangalore dauern sollte, bis ich endlich mit meiner Arbeit in meinem
neuen Projekt anfange.
Denn es kam alles
anders als gedacht...
FSL fragte mich
bei meiner Anmeldung ganz routinemäßig nach meinem Residential
Permit. Also meine Aufenthaltsgenehmigung für Indien, die man mit
der Registrierung mit einem Employment-Visa bekommt. So etwas habe
ich nie in den Händen gehalten. Da war die Aufregung groß, denn
ohne dieses Papier darf ich nicht aus Indien ausreisen! Hätte ich
also nicht zu FSL gewechselt und wäre nach meinem Freiwilligendienst
ahnungslos zum Flughafen gefahren, dürfte ich das Land nicht
verlassen.
Noch viel
schlimmer: Ich war seit ca. 2 Monaten illegal ohne Registrierung in
Indien! Wie kann das sein, ich hatte doch damals mit SCAN in Chittoor
alles geregelt.
Dann wurde es
kompliziert... Da mein Visum auf Chittoor und SCAN ausgestellt ist,
darf ich auch nur dort registriert sein. Also wurde wieder Kontakt zu
meinem alten Chef aufgenommen und es ging für mich zurück nach
Chittoor, um alles zu klären. Meine Rückkehr kam früher, als ich
es gehofft hatte. In diesem Monat vertrieb es mich ganze drei Male
nach Chittoor.
Das erste Mal
begleitete mich Jakob als Unterstützung für die Auseinandersetzung
mit den indischen Behörden und meinem alten Chef, vor der ich
wirklich Respekt hatte. Erst schien alles ganz einfach. Wir wurden
wieder freundlich aufgenommen und gingen mit Elizabeth am nächsten
Tag zum Office. Was musste getan werden? Ich brauchte eine
Registrierung für die letzten 2 Monate und eine falsche
Registrierung für die kommenden Monate. Damals hat SCAN wohl gar
nicht verstanden, dass ich ein Employment Visa habe und mich einfach
nur als Tourist angemeldet. An diesem Tag brachten wir gefühlte
hundert Kopien von allen wichtigen Dokumenten zum Office (auch mein
Abiturzeugnis und eine Bürgschaft meiner Mutter - warum auch
immer...) und es wurde eigens für mich ein Ordner angelegt.
Das Desaster
begann am Abend, als wir mit einem Angestellten noch mal in das
Office gingen, um die Registrierung hinter uns zu bringen. Da standen
Jakob und ich und erzählten die Geschichte, dass ich immer noch für
SCAN in Chittoor arbeite und nur am Wochenende nicht dort bin (wie
abgesprochen). Gleichzeitig erzählte aber der Angestellte auf Tamil
eine vollkommen andere Geschichte: Das ich jetzt in Bangalore bei
einer ganz neuen Organisation arbeite. Die ganze Geschichte flog auf
und es war klar, dass wir gelogen haben. Alles ging im Chaos
auseinander und nach vielen Telefonaten und auch einigen Tränen war
klar, dass es nächste Woche wieder - diesmal mit meinem Chef - nach
Chittoor geht.
Diesmal wurde
anscheinend wieder alles versucht. Auf einmal hieß es, dass die
Polizei Untersuchungen machen wollte. Sie wollte kontrollieren, ob
ich wirklich in dem Haus wohne (das ich dann auch prompt nicht mehr
verlassen durfte) und wollte meine ehemalige Arbeitsstelle
besichtigen. Nach großem Drama schien dann endlich alles geklärt zu
sein. Nur der SP Officer war einfach nicht da. Immer auf
irgendwelchen Meetings, das Office hatte Urlaub und so weiter. Also
wartete ich einige Tage und hielt es dann nicht mehr in Chittoor aus.
Mein ehemaliger Chef und ich gerieten in eine Art Streit, da er auch
nach hundert Erklärungen nicht verstand, dass ich ein Employment
Visa brauchte, da es ab Ausstellungsdatum gültig ist und ich sonst
nicht hätte 6 Monate für SCAN arbeiten können. Mir wurde die
Schuld gegeben, dass ich aus Versehen kein Touristen Visa beantragt
habe und sie davon in Indien komplett überrascht wurden. Davon, dass
ich alles vorher abgeklärt hatte und sie mich auch in den 2 Monaten
nicht registriert haben, war keine Rede mehr.
FSL musste sich
komplett raushalten, da sonst der ganze Schwindel aufgeflogen wäre
und so stand ich nun allein ohne Registrierung in Chittoor. Ich
rechnete mit allem, auch damit, dass ich zurück nach Deutschland
geschickt werde oder einen hohe Straße zahlen muss, da ich mich
illegal in dem Land aufhalte. Ich nahm Kontakt zu meiner deutschen
Organisation auf und war kurz davor, das Konsulat oder die Botschaft
einzuschalten. Dann sollte alle ganz einfach gehen. Der Bruder meines
Chefs versicherte mir, dass der Residential Permit schon exisitiere,
nur noch die Unterschrif des SP Officers fehle und er mir diesen per
Post nachschicken könne. So einfach dann doch nicht. Ich musste
schon wieder zurück nach Chittoor. Dort hatte ich ein Meeting mit
dem Officer. Im Büro interessierte der Officer sich jedoch überhaupt
nicht, fragte noch, wie lange ich die Registrierung brauchte und gab
seinen ganzen Unterschriften. Mit dem Zettel in der Hand trieb es
mich sofort aus Chittoor heraus und ich habe auch nicht vor, so
schnell dorthin wieder zurück zu kommen. Hätte ich das alles nur
geahnt... Der Bruder meines Chefs, der wusste, wie unwohl ich mich
fühlte, meinte nur zum Abschied: „It´s all over. You can go. It´s
done.“ Und das war es dann auch.
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