In der Zeit meiner
schwierigen Registrierung verschlug es mich am Wochenende immer in
unterschiedliche wunderschöne Teile Südindiens. Das erste
Wochenende reiste ich spontan mich einigen Freiwilligen aus
Bangalore, die ich alle vorher noch nie gesehen hatte, erneut nach
Hampi. Das erste Mal trafen wir uns am Busbahnhof und es wurde ein
wirklich schönes Wochenende! Schon die Busfahrt dorthin war toll.
Ich fuhr das erste mal mit einem „Sleeper“: ein Bus, in dem
Betten sind. Und wir schliefen wirklich tief und fest. Als wir dann
bei einer Raststätte ausstiegen kam der Schock. Die komplette
Frontscheibe des Busses war zertrümmert, wirklich komplett
zersplittert. Wir müssen wohl einen Unfall gehabt haben, von dem
aber niemand etwas gemerkt hat und wir wissen bis heute nicht, was
genau passiert ist. Doch am beeindruckensten, der Busfahrer fuhr
einfach mit der kaputten Scheibe weiter...Wir schliefen, um Geld zu
sparen, in Hampi auf der Dachterasse eines Hotels. Es wurde Matratzen
und Moskitonetze für uns zur Verfügung gestellt und man konnte
nachts den Sternenhimmel anschauen. Ein ehemaliger Freiwilliger aus
Hampi, den die anderen kannten und der jetzt dort seine eigene
Hilfsorganisation gegründet hatte, zeigte uns unbekannte Ecken und
Ruinen. Wir liehen uns erneut ein Motorrad und erkundeten mit ihm
wunderschöne Gegenden, in die sonst keine Touristen kommen. Wir
ließen den Abend schön bei einem Abendessen bei dem Freiwilligen
ausklingen, der uns einen Koch empfohlen hatte. Dort aß ich das
beste Essen, dass ich bis jetzt in Indien hatte. Malai Kofta (eine
Art Klöße aus Kartoffeln & Paneer/Käse). Es trafen noch mehr
mir unbekannte Freiwillige zu uns und den Abend wurde viel geredet.
Nachts war es nach meinem Empfinden bitterkalt, eine Kältewelle in
Karnataka. Die Temperatur weiß ich nicht, aber in Deutschland wäre
es wohl warm gewesen. Ich bin einfach schon zu sehr an das Klima
gewöhnt.. Am nächsten Tag entspannten wir uns und schlenderten
durch die Läden. Ein schönes Wochenende!
Tempel in Hampi |
Ooty
Auch die nächste
kleine Reise kam sehr spontan. Ich reiste mit einem Deutschen, den
Biggi und ich in Goa kennengelernt haben. Wir trafen uns in Bangalore
und machten uns kurzfristig auf den Weg nach Ooty. Ja, Berge, Natur,
Teeplantagen – das hörte sich nach einem guten Ausgleich zu
Chittoor an. Es ging mit dem Nachtbus auf die 10-stündige Fahrt.
Doch mitten in der Nacht bliebt der Bus vor einem Tor stehen. Die
Grenze zum Berg darf er erst im Morgengrauen übertreten, sonst ist
die Fahrt wohl zu gefährlich. Und das hat sich gelohnt! Der Bus
kletterte langsam zum dem auf 2600 Meter gelegenen Ooty hoch. Der
Ausblick war atemberaubend! Teeplantagen, Berge im Nebel und in der
Morgensonne und alles scheint so unbewohnt. Auf dem Weg sahen wir
auch wild umherlaufende Hirsche und Elefanten. Auch Tiger sollte es
geben. Der Bus fuhr mit einer solchen Geschwindigkeit und wenn uns
manchmal ein Bus rasend entgegenkam wurde mir ganz mulmig. Ooty
selbst war eine geschäftige kleine Stadt, mit vielen alten
verrotteten Häusern, die ihren ganz eigenen Charme hatten. Die
Temperaturen dort oben waren auch merklich kälter und die Inder
liefen alle vermummt wie am Nordpol herum. Man konnte einige schöne
Spaziergänge durch die Gegend machen und die verschiedenen
Aussichtspunkte besichtigen. Von dort hatte man einen Ausblick auf
die ganzen Teeplantagen, auf denen man manchmal Frauen arbeiten sah
und die kleinen Dörfer, die sich in den Tälern erstreckten.
Schlagartig zog dann ein dichter Nebel auf, in dem man die
herrannahenden LKWs erst kurz vorher erkennen konnte. Eine
Bushaltestelle war dann doch noch gefunden und als wir auf den Bus
zurück nach Ooty warteten kamen auf einmal Frauen aus dem Nebel. Das
war ein Anblick! Sie waren Arbeiterinnen und trugen ihre Spitzhacken
und traditionelle Kleidung. Ansonsten gab es noch einige kleinere
Sehenswürdigkeiten und natürlich selbstgemachte Schokolade, für
die Ooty berühmt ist, da sie in diesen Höhenlagen nicht sofort
schmilzt.
Als ich mein
Ticket zurück nach Bangalore buchte, machte ich eine nette
Erfahrung. Mein Ticketverkäufer nannte sich Sherriff, begleitete
mich abends persönlich zum Bus und schickte mir eine SMS, dass er
Gott dankt, dass ich sicher angekommen bin. Das ist Service.
Insgesamt haben wir sehr freundliche Menschen in Ooty getroffen. Auch
einen gewissen Captain Anthony, der uns sogleich auf seine
Teeplantage einlud und behauptete, Bill Clinton zu kennen. Aber dafür
blieb leider keine Zeit mehr!
Madikeri
Auch das nächste
Wochenende zog es mich in die Berge und ich machte mich mit Biggi auf
nach Madikeri, das auf 1600 Metern liegt. Auch hier ging es auf die
holprige Fahrt durch Tee- und vor allem Kaffeeplantagen. Denn
Madikeri ist berühmt für seinen Kaffee und seinen Honig. Wir
verbrachten schöne Tage in der geschäftigen Kleinstadt und
wanderten durch die schönen Gegenden. Nach der langen Suche nach
einem schönen und günstigen Hotel landeten wir dann zwar in einem
Loch ohne Fenster und mit übergelaufener indischer Toilette. In
Madikeri deckten wir uns Winterpullovern ein, die sogar
komischerweise made in norway waren (denn auch in Madikeri sind die
Temperaturen für indische Verhältnisse niedrig). Abends verschlug
es uns dann noch an den schönsten Sonnenuntergangsplatz in ganz
Südindien (laut Reiseführer). Leider war die Sonne schnell hinter
den Wolken verschwunden und die tausenden Inder, die bei
Sonnenuntergang herangeströmt waren, hatten dann kein rechtes
Fotomotiv mehr. Also mussten wir herhalten und versuchten irgendwie
vor der hunderten Indern, die ihre Kameras auf uns hielten, zu
fliehen. Außerdem trafen wir noch auf eine Gruppe von Pfadfindern!
An diesem Sonntag
war auch schon der erste Advent! Weihnachten rückte näher. Das
wollten wir natürlich feiern. In Gedenken an das heimatliche
Adventsfrühstück kauften wir Kerzen und extrem süßen indischen
Kuchen für einen kleinen Brunch. Zuvor hatten wir noch unser vom
Hotel (=Restaurant) eingepacktes Frühstück auf dem Dach einer
Baustelle verspeist und hatten so einen wunderschönen Ausblick. Die
Leute müssen sich gewundert haben.
Madikeri war insgesamt islamisch geprägt und wir machten die nette
Erfahrung, dass wir eine verschleierte Frau anlächelten, die dann in
einem Hausflur ihren Schleier lüftete und uns zurücklächelte.
Madikeri war ein schöner Kontrast zu dem von Menschenmassen
bevölkerten Bangalore, in dem man schnell mal untergeht.
Sonnenuntergang in den Bergen |
Biggi und Ich |
1. Advent |
Pfadfinder in Indien |
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