Donnerstag, 28. Februar 2013

Happy Sankranti!

Es wurde Sankranti gefeiert und deshalb hatten wir ein verlängertes Wochenende. Sankranti ist ein Hindu-Festival, bei dem in verschiedenen Formen der Ernte gedankt wird. In Tamil Nadu zum Beispiel heißt es Pongal und dort finden Bullenkämfe statt und es gibt das traditionelle Reisgericht Pongal. Es werden Geldscheine an Bullen gebunden und die Bevölkerung versucht diese abzureißen, wobei jedes Jahr Menschen sterben. In Karnataka wird es anders begangen. Bei uns wurden die Kühe mit gelbem Pulver angemalt, ein wirklicher Schock auf einmal überall gelbe Kühe zu sehen! Außerdem gibt es traditionelle Süßigkeiten.

gelbe Kühe!

Biggi, Mia und ich wollten Sankranti dazu nutzen, nach Wayanad zu fahren - ein Nationalpark im Bundesstaat Kerala. Zunächst trafen wir uns jedoch alle in Mysore und gingen zusammen ins Kino. Mein erster Bollywood-Film in Indien! Obwohl er auf Hindi war und wir die Sprache nicht verstehen konnten, haben wir den Inhalt verstanden. Matru Ke Bijle Mandola war ein kritischer Film über die Macht der Großgrundbesitzer, kommunistische Grundgedanken, Korruption, Alkoholmissbrauch, arrangierte Ehe und natürlich letztendlich Liebe. Der Film ging über mehrere Stunden, es wurde getanzt und gesungen und wir hatten unseren Spaß.
Früh am nächsten Morgen begann unsere Reise nach Wayanad. Es wartete eine Menschenmasse genau auf diesen einen Bus, der nur selten am Tag fährt. Als er einfuhr rannten alle Menschen los und warfen ihre Taschen auf die Sitze. Zum Glück besetzte der Kontrolleur uns Plätze und sorgte auch dafür, dass jede andere Frau einen Sitzplatz hat.
Als wir im Bus saßen, viel uns auf, das wir gar nicht gefragt hatten, ob der Bus wirklich nach Wayanad fährt. Zum Glück tat er das! Unsere erste Station war dann die Stadt Kalpetta, die in dem Gebiet gelegen ist. Dort ist das offizielle Forstbüro, dass Safaris und Wanderungen organisiert. Doch das sollte bis Dienstag wegen Sankranti geschlossen bleiben. Was für ein Glück! Also fuhren wir zu einem der Eingänge des Parks und erfuhren: Wanderungen gibt es nicht, Safaris starten alle um 3. Also warteten wir und freundeten uns mit dem einzigen Kioskverkäufer an, den es dort weit und breit gab. Um 3 Uhr versammelten sich immer mehr Menschen und zusammen mit zwei Australiern, die wir dort kennenlernten, und einem angeblichen indischen Arzt teilten wir uns einen Jeep. Die Safari war relativ kurz und nicht wirklich spektakulär. Wir hatten natürlich gehofft, Tiger zu sehen. Doch wir sahen Wild und frei lebende Elefanten.

Elefanten

Danach fuhren wir mit den Australiern nach Kalpetta zurück. Doch mal auf eine andere Art uns Weise. Per Anhalter! Unser Ziel war es, hinten auf einem der riesigen Laster mitzufahren. Das klappte nicht. Aber wir durften zu 5 uns noch in das Führerhäuschen eines LKWs hineinquetschen. Das muss ich öfter machen!
Abends kamen dann die nächsten Komplikationen. In dem Hotel der Australier war kein Platz mehr und deshalb machten wir uns im Dunkeln auf die Suche nach einer anderen Bleibe. Wir hatten auch eine gefunden, doch dieser wollte alle 3 Pass- und Visakopien haben. Und eine von uns hatte ihre Visakopie nicht dabei. Nach sehr langer Diskussion sind wir dann gegangen. Wir fragten in einer Apotheke, ob der Mann uns eine gute Unterkunft empfehlen könnte. Dann erfuhren wir, dass in dem Distrikt die Regel herrscht, alle Touristen innerhalb von 24 Stunden bei der Polizei zu registrieren. Und dazu braucht man das Visum. Anscheinend geht die Polizei sehr strikt dagegen vor und niemand wollte uns aufnehmen. Auf einmal kamen dann immer mehr Menschen zur Apotheke und jedes Hotel und viele Menschen in der Stadt kannten uns. Sie rieten uns, sofort nach Mysore zurückzufahren. Sonst würde die Polizei uns finden!
Wir wollten uns nur noch schnell von den Australiern verabschieden, die auch schon von einigen Menschen von unserer Geschichte gehört hatten. Doch auf einmal hatte der Hotelbesitzer noch ein Zimmer frei und wollte uns auch ohne da letzte Visum aufnehmen. In ständiger Angst, das die Polizei anklopfen könnte, wurde uns das Visum per Mail zugeschickt. So waren wir doch noch auf der sicheren Seite. 

Am nächsten Morgen machten wir mit den Australiern eine Bergwanderung und bestiegen den Chemba Peak (2700 Meter). Zunächst fuhren wir zu dem Eingang des abgesperrten Gebiets, bezahlten Eintrittsgeld und fuhren dann mit einer Riksha zum Anfang des Berges. Auf dem Weg kamen wir durch neblige Teeplantagen und durch den Nebel ragten überall Berge heraus. Der Ausblick war atemberaubend.

Teeplantagen auf dem Weg zum Berg

Voller Energie starteten wir die Tour und merkten schnell, dass wir nach 5 Monaten ohne Sport schnell an unsere Grenzen kamen. Denn es war kein Wandern, sondern richtiges Bergsteigen. Und das im indischen Dress und Sandalen... Die Strecke nach oben betrug 3 Kilometer. 

steiniger Weg

Biggi und Ich auf dem Weg nach oben

Während die Australier sind flink nach oben arbeiteten, waren wir öfter kurz davor aufzugeben. Doch auf dem letzten Ende der Strecke packte uns neue Energie und eine Euphorie, dass die letzten Meter wie im Flug vergingen. 

Euphorie auf den letzten Metern

Wir bestiegen alle drei gemeinsam den Gipfel. Und der Ausblick der sich uns jetzt bot und schon auf der ganzen Strecke geboten hatte, war einfach nicht zu beschreiben. Auch das Gefühl, was man dort oben hatte, lässt sich nicht in Worte fassen.

Gipfelbild

Ausblick

Mia, Ich und Biggi auf dem Abstieg

nach dem (herzförmigen) See kommt der Abgrund

Auch die Australier erwarteten uns an der Spitze. Aber sonst hatte es fast gar keiner der Inder geschafft, die mit uns den Aufstieg begonnen hatten.

Der Abstieg war beschwerlicher, da man sich um einiges mehr konzentrieren musste. Ich stürzte einmal und unten angekommen waren wir alle fix und fertig aber glücklich. Wir fuhren nach Kalpetta zurück und packten unsere Sachen, da uns kein Hotel noch eine Nacht aufnehmen wollte. Also suchten wir eine Unterkunft im Nachbarort Sultan-Batheri. Über einem Hotel (Restaurant) fanden wir eine Lodge, die wirklich ekelhaft war. Ich weiß nicht, welche Farbe die Wände einmal gehabt haben und alles war voll von der fetttriefenden Luft des Hotels. Nach einem Fruchtsaft, bei dem wir den Tag Revue passieren ließen, gingen wir in unser kleines Loch und verriegelten die Tür mehrmals, denn die Besitzer waren uns sehr suspekt. Morgens flohen wir dann auch schnell wieder, schauten uns ein wenig die Stadt an und setzten uns noch voller Erlebnisse im Kopf in den Bus zurück nach Mysore. Obwohl wir Sankranti nicht „gefeiert“ haben, war das eines meiner schönsten Wochenenden bis jetzt und die Besteigung des Chemba Peaks einer meiner Höhepunkte! 


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