Donnerstag, 28. Februar 2013

Wieder nach Tirumala?

In meiner Zeit in Chittoor hatten Miriam und ich einen Tagesausflug zu dieser Pilgerstätte gemacht und waren nicht in den Tempel hereingekommen, da die Zeit nicht reichte. Seitdem ließ mich der Gedanke nicht los, dass ich diesen Tempel einmal von innen sehen musste und verstehen wollte, warum er die ganzen Menschenmassen anzieht. Denn überall in Karntaka und Andhra Pradesh findet man Zeichen und Bilder des Gottes Lord Venkateshwara, einen Avatar Vishnus.
Biggi, Jakob und ich machten und also für dieses erste Januarwochenende wieder auf eine kleine Pilgerreise von Bangalore aus. Zunächst machten wir einen Halt in Chittoor, wo wir in dem Projekt von Anna, in dem ich vorher immer geholfen hatte, eine Unterkunft fanden. Bei Morgengrauen nahmen wir den Bus nach Tirumala und genossen die Landschaft. Leider waren wir alle etwas angeschlagen und ich hatte mit Magenproblemen zu kämpfen, da ich etwas falsches gegessen haben muss. Das wurde nachher wirklich noch zur Tortur. Angekommen in Tirumala stellten wir uns so schnell wie möglich in eine der Schlangen. Denn das letzte Mal war diese einige Kilometer lang gewesen. Heute war sie um einiges kürzer. Wir warteten bis zum Ticketschalter nur 2 Stunden und unterhielten uns mit einigen der anderen Pilger. Unsere Schuhe hatten wir auf dem Gelände abgeben müssen (ich will nicht wissen, durch was ich alles an diesem Tag gelaufen bin) und das Handy hatten wir komplett in Chittoor gelassen, da es im Tempel verboten ist und wir nicht wollten, dass e bei einem der Stände, an dem man es abgeben kann, geklaut wird.
Nach dem Ticketschalter kamen noch viel längere Wartekäfige und es dauerte um die 5 Stunden. Einmal wurden wir dann aus der Schlange herausgewunken und mussten ein Formular ausfüllen. Ich hätte gerne eine Kopie davon mitgenommen, aber das war nicht möglich. Wir musste unterschreiben, dass wir an den Lord Venkateshwara glauben und unter dem Formular stand Signature of the pilgrim – Unterschrift des Pilgers. Jetzt waren wir ganz offiziell Pilger, die an einen Hindu-Gott glauben! Je näher wir dem Tempel kamen, um so nervöser wurden die Menschenmassen. Sie brüllten Govinda. Als dann einmal jemand versuchte, sich außen vorzudrängeln, kam es zu Zwischenrufen und die Menge wurde sehr nervös. Die Sicherheitsbeamten versuchten die Ordnung wiederherzustellen. Und wir 3 Deutschen einfach dazwischen. Die Menschen wurden immer in Gruppen in den Tempel hereingelassen. Sobald das Tor geöffnet wurde rannten alle los und man musste aufpassen, dass man nicht überrannt wird. Im Tempel ging dann alles ganz schnell. Die Menschenmassen drückten einen in das Innere. Dort stand überall Tempelpersonal, das dafür sorgte, dass die Menschen wieder aus dem Tempel herausgingen. Im Tempel packte mich eine Angestellte am Arm, zerrte mich kurz vor die heilige Figur aus purem Gold und brüllte: „Madame, look at the God!“ und schubste mich dann wieder aus dem Tempel heraus. Wir drei waren alle vollkommen perplex. Nach anderen Ritualen machten wir uns schon wieder auf den Weg aus dem Tempel. In der Tempelanlage besorgten wir uns noch die berühmte Tempelsüßigkeit Ladoo und machten uns dann erschöpft und voller Eindrücke auf den Weg zurück nach Chittoor.
Am nächsten Tag verbrachten wir Zeit mit den Kindern aus dem Projekt. Diese gingen dann jedoch in die Kirche, währenddessen wir uns auf den Weg in die Innenstadt machten. Dort zeigte ich Biggi und Jakob den Ort, in dem ich 2 Monate gelebt hatte und wir machten einige Besorgungen. Danach ging es auch schon zurück nach Bangalore.
Das war auf jeden Fall ein Wochenende mit vielen Eindrücken und Auf und Abs. War es das wert? Ich finde schon. Ich war noch nie ein offizieller Pilger und kann die Inder jetzt ein bisschen besser verstehen. Der Gedanke an Tirumala hätte mich sonst nicht mehr losgelassen.


Das Mantra für Venkateshwara, das dort überall ertönte. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen