Ich behaupte
nicht, dass der Name meiner Schule nicht kompliziert ist! Und in
diesem Eintrag will ich endlich mal etwas von meiner neuen Arbeit
berichten. Seit Anfang Dezember arbeite ich nämlich in diesem
teaching project von FSL India. Warum gerade diese Schule, weiß ich
nicht genau, denn so viel Hilfe scheint sie nicht zu benötigen.
Meine Schule von außen |
Es ist eine
Privatschule, in der nicht auf Kannada sonder auf Englisch
unterrichtet wird. Das war aber mal eine Umstellung zu meinem alten
Projekt. Als ich ankam, bekam ich erst einmal ein Diary überreicht.
Eine Art Schultagebuch, in dem ich hineinschreibe, was ich jede
Stunde gemacht habe. Dies lasse ich am Ende des Tages von der
Direktorin abzeichnen und darf dann erst die Schue verlassen.
Außerdem wird ein Anwesenheitsregister geführt, in den ich mich
jeden Tag ein- und austrage. Man soll ja auch nicht zu spät kommen.
Jeder Klassenraum hat ein Whiteboard und in dem ganzen Gebäude sind
Videokameras installiert, was am Anfang sehr befremdlich war. Wenn
ich mich am Anfang verlaufen habe, kam ein Anruf auf der Etage, da
die Direktorin das auf der Kamera gesehen hatte und ich wurde in den
richtigen Raum geschickt.
Die Lehrer haben
mich alle sehr freundlich aufgenommen und die Kommunikation mit ihnen
läuft gut, da sie sehr gut Englisch sprechen können. Zunächst
schaute ich mir alle Klassen an und mit der Zeit bekam ich dann
endlich einen Stundenplan und begann regelmäßig zu unterrichten.
Wirklich komisch auf einmal eine Lehrerin zu sein. Jetzt werde ich
von allen Schülern immer als Miss oder Madame angesprochen. Die
freundschaftliche Anrede sonst war immer Sister oder Auntie. So wird
auch ganz klar die Hierarchie klargestellt, denn die anderen
Angestellten, wie die Sekretärin, die Putzfrauen und der Fahrer,
werden als Auntie und Uncle angesprochen.
Am meisten
Eindruck hat auf mich am Anfang die Morgenzeremonie gemacht. Alle
Schüler versammeln sich geordnet nach Klasse und Größe in Reih und
Glied. Zunächst werden dann Prayer aufgesagt. Ich arbeite an einer
hinduistischen Schule, also werden Sanskrit Gebete gesungen, wobei
sich manchmal auch ein christliches Lied einschleicht, solange nicht
das Wort Jesus darin vorkommt. Danach wird der rechte Arm
ausgestreckt und der Nationaleid gesprochen. Darauf folgt die
Nationalhymne und am Ende wird vor den Lehrer, die die ganze Zeit in
einer Reihe vor den Schülern stehen, salutiert. Das Spektakel werde
ich auch noch einmal filmen, damit ich es richtig zeigen kann. Jeden
Morgen wird so verfahren.
Insgesamt ist mir
in der Schule aufgefallen, dass die Kinder dort oft geschlagen werden
oder andere Strafen erhalten. Auch nach längeren Gesprächen mit den
Lehrern und der Direktorin habe ich dies nicht ändern können. Aber
die Forderung, dass ich selber den Kindern mit dem Schlagstock Angst
einjage, lehne ich strikt ab. Auch wenn die Kinder dann manchmal bei
mir etwas lauter sind, werde sie so doch ihre überschüssige Energie
los und ich kann den anderen zeigen, dass es auch ohne schlagen geht.
Wie sieht mein Tag
jetzt genau aus? Jeden Morgen unterstütze ich eine Lehrerin 2
Stunden lang bei der Nursery Class. Das ist die Vorschule mit Kindern
von zwei bis vier Jahren. Und indische Kinder sind wirklich niedlich!
Ich habe sie alle mit ihren Eigenarten lieb gewonnen. Meistens jedoch
sollen sie das englische Alphabet oder Kinderlieder am riesigen
Beamer auswendig lernen. Ein paar Mal habe ich mit ihnen gespielt, da
so viel eingepacktes Spielzeug im Raum herumliegt. Außerdem sind die
Kinder es gar nicht gewohnt zu spielen und zu teilen. Deshalb ist das
Geschrei groß und alle zanken sich.
Jeden Tag gehe ich
dann mit Ohrwürmern von Kinderliedern nach Hause und summe Texte
wie: „A Tisket, a Tasket, a green and yellow basket,...“ oder
„I´m a little Teapot fat and stout, this is my handle and this is
my spout....“
Kinder starren auf den Bildschirm |
Danach unterrichte
ich unterschiedliche Klassen. Mit der dritten und vierten Klasse (die
ich meistens auch noch zusammen habe und die wirklich laut sind)
spiele ich meistens Spiele, wir malen oder basteln. Doch man muss
erstmal dafür sorgen, dass die 40 Kinder leise sind. Und das ist
alleine gar nicht so einfach. Beim Malen habe ich gemerkt, dass die
Kinder immer abzeichnen und kaum aus ihrer eigenen Fantasie zeichnen
können, da sie es in der Schule immer anders vermittelt bekommen.
Also musste ich immer aufpassen das niemand „ abmalt“ und mit der
Zeit wurde es immer besser. Als wir gebastelt haben, hatte ich leider
nur 4 Scheren zur Verfügung. Das Drama kann man sich ja vorstellen.
Undgefähr 5 Kinder standen ständig um mich herum und schrien:
„Madame, I want Scissor“. - „I dont have Scissor.“ - „But I
want scissor“ ….
Kinder der 3ten und 4ten Klasse |
Für die fünfte bis zehnte Klasse
unterrichte ich Deutsch. Und ich muss wirklich sagen, sie machen
richtige Fortschritte. Ich gestalte es nach unterschiedlichen
Schwierigkeitsstufen dem Alter entsprechend. In der fünften Klasse
lernen wir deutsche Lieder wie „Zwei keine Wölfe“ und die achte
Klasse hat sogar schon einen Vokabeltest geschrieben. Sie können
sogar schon sagen: „Können sie bitte zur Seite gehen, Frau
Kümmritz. Entschuldigung, Frau Kümmritz“. Und manchmal machen wir
auch Einheiten zur Deutschen Kultur, da sie keine Ahnung hatten, wo
Deutschland liegt und sogar nachgefragt haben, wer der König von
Deutschland ist.
Schüler der 5ten Klasse |
Zwischendurch habe ich immer Freistunden, in denen
ich den Unterricht vorbereite und mich ein bisschen entspanne. Denn
unterrichten ist anstrengend, und ohne die Freistunden wäre ich
vollkommen ausgelaugt.
So verbringe ich meine Tage in der
Schule und habe die ganzen Schüler wirklich lieb gewonnen. Dann
mache ich mich zu Fuß zurück auf den Weg ins PG, der mich durch die
vollen belebten Straßen führt, die mittlerweile Alltag für mich
geworden sind.
Schüler sehr motiviert beim Galgenraten
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