Mittwoch, 20. Februar 2013

Sri Sharada Vidya Kendra - Jyothi Education Trust

Ich behaupte nicht, dass der Name meiner Schule nicht kompliziert ist! Und in diesem Eintrag will ich endlich mal etwas von meiner neuen Arbeit berichten. Seit Anfang Dezember arbeite ich nämlich in diesem teaching project von FSL India. Warum gerade diese Schule, weiß ich nicht genau, denn so viel Hilfe scheint sie nicht zu benötigen.
Meine Schule von außen
Es ist eine Privatschule, in der nicht auf Kannada sonder auf Englisch unterrichtet wird. Das war aber mal eine Umstellung zu meinem alten Projekt. Als ich ankam, bekam ich erst einmal ein Diary überreicht. Eine Art Schultagebuch, in dem ich hineinschreibe, was ich jede Stunde gemacht habe. Dies lasse ich am Ende des Tages von der Direktorin abzeichnen und darf dann erst die Schue verlassen. Außerdem wird ein Anwesenheitsregister geführt, in den ich mich jeden Tag ein- und austrage. Man soll ja auch nicht zu spät kommen. Jeder Klassenraum hat ein Whiteboard und in dem ganzen Gebäude sind Videokameras installiert, was am Anfang sehr befremdlich war. Wenn ich mich am Anfang verlaufen habe, kam ein Anruf auf der Etage, da die Direktorin das auf der Kamera gesehen hatte und ich wurde in den richtigen Raum geschickt.
Die Lehrer haben mich alle sehr freundlich aufgenommen und die Kommunikation mit ihnen läuft gut, da sie sehr gut Englisch sprechen können. Zunächst schaute ich mir alle Klassen an und mit der Zeit bekam ich dann endlich einen Stundenplan und begann regelmäßig zu unterrichten. Wirklich komisch auf einmal eine Lehrerin zu sein. Jetzt werde ich von allen Schülern immer als Miss oder Madame angesprochen. Die freundschaftliche Anrede sonst war immer Sister oder Auntie. So wird auch ganz klar die Hierarchie klargestellt, denn die anderen Angestellten, wie die Sekretärin, die Putzfrauen und der Fahrer, werden als Auntie und Uncle angesprochen.
Am meisten Eindruck hat auf mich am Anfang die Morgenzeremonie gemacht. Alle Schüler versammeln sich geordnet nach Klasse und Größe in Reih und Glied. Zunächst werden dann Prayer aufgesagt. Ich arbeite an einer hinduistischen Schule, also werden Sanskrit Gebete gesungen, wobei sich manchmal auch ein christliches Lied einschleicht, solange nicht das Wort Jesus darin vorkommt. Danach wird der rechte Arm ausgestreckt und der Nationaleid gesprochen. Darauf folgt die Nationalhymne und am Ende wird vor den Lehrer, die die ganze Zeit in einer Reihe vor den Schülern stehen, salutiert. Das Spektakel werde ich auch noch einmal filmen, damit ich es richtig zeigen kann. Jeden Morgen wird so verfahren.
Insgesamt ist mir in der Schule aufgefallen, dass die Kinder dort oft geschlagen werden oder andere Strafen erhalten. Auch nach längeren Gesprächen mit den Lehrern und der Direktorin habe ich dies nicht ändern können. Aber die Forderung, dass ich selber den Kindern mit dem Schlagstock Angst einjage, lehne ich strikt ab. Auch wenn die Kinder dann manchmal bei mir etwas lauter sind, werde sie so doch ihre überschüssige Energie los und ich kann den anderen zeigen, dass es auch ohne schlagen geht.
Wie sieht mein Tag jetzt genau aus? Jeden Morgen unterstütze ich eine Lehrerin 2 Stunden lang bei der Nursery Class. Das ist die Vorschule mit Kindern von zwei bis vier Jahren. Und indische Kinder sind wirklich niedlich! Ich habe sie alle mit ihren Eigenarten lieb gewonnen. Meistens jedoch sollen sie das englische Alphabet oder Kinderlieder am riesigen Beamer auswendig lernen. Ein paar Mal habe ich mit ihnen gespielt, da so viel eingepacktes Spielzeug im Raum herumliegt. Außerdem sind die Kinder es gar nicht gewohnt zu spielen und zu teilen. Deshalb ist das Geschrei groß und alle zanken sich. 
Jeden Tag gehe ich dann mit Ohrwürmern von Kinderliedern nach Hause und summe Texte wie: „A Tisket, a Tasket, a green and yellow basket,...“ oder „I´m a little Teapot fat and stout, this is my handle and this is my spout....“


Spielen in der Nursery-Class
Kinder starren auf den Bildschirm
Danach unterrichte ich unterschiedliche Klassen. Mit der dritten und vierten Klasse (die ich meistens auch noch zusammen habe und die wirklich laut sind) spiele ich meistens Spiele, wir malen oder basteln. Doch man muss erstmal dafür sorgen, dass die 40 Kinder leise sind. Und das ist alleine gar nicht so einfach. Beim Malen habe ich gemerkt, dass die Kinder immer abzeichnen und kaum aus ihrer eigenen Fantasie zeichnen können, da sie es in der Schule immer anders vermittelt bekommen. Also musste ich immer aufpassen das niemand „ abmalt“ und mit der Zeit wurde es immer besser. Als wir gebastelt haben, hatte ich leider nur 4 Scheren zur Verfügung. Das Drama kann man sich ja vorstellen. Undgefähr 5 Kinder standen ständig um mich herum und schrien: „Madame, I want Scissor“. - „I dont have Scissor.“ - „But I want scissor“ ….


Kinder der 3ten und 4ten Klasse
Für die fünfte bis zehnte Klasse unterrichte ich Deutsch. Und ich muss wirklich sagen, sie machen richtige Fortschritte. Ich gestalte es nach unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen dem Alter entsprechend. In der fünften Klasse lernen wir deutsche Lieder wie „Zwei keine Wölfe“ und die achte Klasse hat sogar schon einen Vokabeltest geschrieben. Sie können sogar schon sagen: „Können sie bitte zur Seite gehen, Frau Kümmritz. Entschuldigung, Frau Kümmritz“. Und manchmal machen wir auch Einheiten zur Deutschen Kultur, da sie keine Ahnung hatten, wo Deutschland liegt und sogar nachgefragt haben, wer der König von Deutschland ist. 
Schüler der 5ten Klasse

Zwischendurch habe ich immer Freistunden, in denen ich den Unterricht vorbereite und mich ein bisschen entspanne. Denn unterrichten ist anstrengend, und ohne die Freistunden wäre ich vollkommen ausgelaugt.
So verbringe ich meine Tage in der Schule und habe die ganzen Schüler wirklich lieb gewonnen. Dann mache ich mich zu Fuß zurück auf den Weg ins PG, der mich durch die vollen belebten Straßen führt, die mittlerweile Alltag für mich geworden sind. 




 
Schüler sehr motiviert beim Galgenraten

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